Let's Wasser!

Autor: Thorsten Reimnitz (Seite 15 von 18)

Shaab El Erg Kabir – Ägypten – Rotes Meer und das Abschießen einer Boje

Shaab El Erg ist eigentlich ein weitläufiges, hufeisenförmiges Riff mit der Öffnung nach Süden. In der Mitte des Hufeisens befindet sich eine Lagune, in der man Unmegen von kleinen Riffplattformen, den so genannten “Ergs” finden kann. Shaab El Erg bietet mehrere sehenswerte Unterwasserlandschaften an den verschiedenen Riffkanten oder an einem fast separaten Riff an der südwestlichen Spitze, genannt “Gota Shaab El Erg”. Man kann hier an verschiedenen Punkten mit dem Boot anlanden, aber es gibt noch eine Variante, die das Vergnügen hier kennenzulernen wir hatten…

Es war an diesem Tag der zweite Tauchgang, als die uns zugewiesene Divemaster zu uns kam und uns etwas über den Tauchgang erzählte – und das vor dem offiziellen Briefing. Das kam mir merkwürdig vor, doch sehr bald klärte sich das auf: Die Divemaster fragte, ob wir eine Boje hätten. Ja, hatten wir. Die hatte ich zusammen mit meinem Kompass gebraucht (bzw. eher “nie gebraucht”) von einer Taucherin gekauft, die das Tauchen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste. Das ist gut, wurde uns erklärt, denn der Tauchgang, den wir gleich machen würden, sei ein Drifttauchgang. Wir würden also vom Boot springen, das Boot würde weiterfahren, während wir unseren Tauchgang machten, vom Riff aus in südliche Richtung. Kurz vor Erreichen der Reserve des Luftvorrats sollten wir dann die Boje “schießen”, an deren Seil den Sicherheitsstopp in 5 m Tiefe machen, dann auftauchen und abwarten. Das Boot würde Ausschau nach den Tauchern halten und uns dann abholen. Aha.

Ein Rotfeuerfisch im offenen Wasser bei Shaab El Erg Kabir.

Ein Rotfeuerfisch im offenen Wasser bei Shaab El Erg Kabir.

Vielleicht sei das aber auch gar nicht nötig, meinte sie schließlich, denn natürlich würde auch sie eine Boje dabei haben, und wenn unser Luftvorrat so lang reichte wie ihrer, dann würden wir den Stopp mit ihr machen und sie würde die Boje schießen. Dann erklärte sie uns noch, wie genau man das macht, eine “Boje schießen”. Im Stillen betete ich, dass unsere Luft so lang reichen würde wie ihre, denn immerhin hatten wir sowas noch nie gemacht, ja, noch nicht einmal geübt. Und dann gleich der Ernstfall? Oje, oje.

Der Tauchgang selber war mal wieder sehr entspannt, wir hatten eine maximale Tiefe von 13,7 m und tauchten “so ungefähr” in Richtung Süden durch das Feld mit den Korallenbänken. Es gab auch hier wieder sehr viel zu sehen, von Schnecken über Rotfeuerfische bis hin zu einer Muräne, der einer der anderen Taucher aus unserer Gruppe mit dem Fotoapparat so nahe kam, dass ich schon dachte, gleich kriegt das arme Tier das Objektiv auf die Nase. Die Muräne indessen guckte nur empört, so wie Muränen das immer machen (sie sind immer schlecht gelaunt, deswegen nennt man sie ja “Mur(r)”änen).

"Na, willst Du mir vielleicht auch Deine Kamera auf die Nase hauen? Komm nur her, Du!" - "Äh, nein danke, ich bleib lieber hier!"

Annette: Die Muräne war keineswegs die einzige, die schlecht gelaunt war. ICH war es ebenfalls. Und zwar genau wegen diesem aufdringlichen Fotografen. Er war ursprünglich als Buddy des Divemasters eingeteilt worden, nahm aber die Aufgabe nicht sehr ernst. Statt neben ihr zu tauchen, tauchte er…ja einfach überall. Links von mir, rechts von mir, über mir, UNTER mir (sehr nett, wenn man im Blasenmeer anderer taucht). Ich will es fast nicht öffentlich sagen, aber der Kerl brachte mich fast so weit, dass ich ihm am liebsten unter Wasser die Flasche zugedreht hätte. Einen so rücksichtslosen Taucher hatte ich bis dato noch nie erlebt.

Unsere Divemaster erkundigte sich immer nach unserem Luftvorrat, der diesmal bei Annette und mir relativ gleich war – der großeren Flasche auf meinem Rücken sei Dank. Leider bekamen wir nicht mit, wie der Verbrauch unserer Divemaster war. Und leider hatte ich bei meinem Gebet, sie möge doch die Boje für uns schießen, eins vergessen: Die Divemaster tauchten alle mit einer 15-Liter-Flasche. Und sie war eine Frau und im Tauchen erfahren, das heißt, ihr Verbrauch war sowieso niedriger als unserer. So kam es schließlich, dass wir das Zeichen bekamen, die Boje zu schießen und aufzutauchen. Die Divemaster führte währendessen die Gruppe weiter.

Okay, dann also galt’s. Nun denn! Sind wir Männer oder ein Karton Chicken Nuggets?

He! Ich war auch dabei! Wenn auch nicht wirklich nützlich, aber falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: ICH BIN WEIBLICH!!

Mensch, Du gönnst einem aber auch gar nichts. Nicht mal übertriebenen Pathos. Also gut, ein neuer, heroischer Spruch… Noch nie hatten so viele so vieles so wenigen zu verdanken! …ne, das passt nicht. Für Krone und Königreich! …ne, auch nicht. Wie wär’s damit: VIEL GLÜCK!

Fischreichtum (Zebrafische) vor Shaab El Erg Kabir.

Fischreichtum (Zebrafische) vor Shaab El Erg Kabir.

Zuerst mal auf etwa 5 m Tiefe gehen und schwebend die Boje entrollen (es handelte sich dabei um eine der länglichen Bojen, mit denen Taucher an der Oberfläche auf sich aufmerksam machen können). Dann die daran befestigte Leine in die Hand nehmen und etwas Luft in die Boje lassen mit Hilfe des Oktopus. Der Plan sah dann vor, die Boje an der Leine zu halten, so dass sie sich entfalten konnte, um sie anschließend mit noch mehr Luft zu füllen und sie dann langsam zur Oberfläche steigen zu lassen. Aber andererseits sah mein Plan auch vor, mit 39 längst reich zu sein und nicht mehr arbeiten gehen zu müssen. Die beiden Pläne hatten eins gemeinsam: Sie funktionierten nicht. Nun gut, reich kann ich immer noch werden, aber das mit der Boje war so eine Sache. Denn kaum hatte sie sich ganz entfaltet, zog sie zur Oberfläche. Und nach dem Motto “Reisende soll man nicht aufhalten” beschloss ich, sie gehen zu lassen. Ich hatte genug Mühe, das Seil schnell genug abzuwickeln. So erreichte sie die Wasseroberfläche. Und hätte ich die Möglichkeit gehabt, sie richtig mit Luft zu füllen, hätte sie dort senkrecht aus dem Wasser geragt und unsere Position damit angezeigt. Doch so knickte sie auf ungefähr der Hälfte ab, weil ihr die Stabilität fehlte. Was für ein Glück, dass nicht “Viagra” draufstand – Pfizer hätte mich für diese Art Anti-Werbung verklagt.

Nun gut, wir hingen also unter einer nicht ganz aufgeblasenen Boje in 5 m Tiefe und machten unseren Sicherheitsstopp. Das größte Abenteuer würde uns ja noch bevorstehen: Zurück an Bord der ABYDOS 2 zu kommen. Wie würde das wohl funktionieren? Nachdem wir den Sicherheitsstopp erledigt hatten, tauchten wir auf. An der Oberfläche hielten wir Ausschau nach unserem Boot, während ich unsere Boje so weit mit Luft füllte, dass sie nun weithin sichtbar war (und Pfizer stolz gemacht hätte, mal nebenbei bemerkt).

Das Boot war ein ganzes Stück weg von uns. Wir fragten uns, ob die uns wohl sahen und woran wir sehen würden, dass sie uns sahen. Denn irgendwie war auf dem Boot kein Mensch zu erkennen. Dann hatte ich das Gefühl, dass es sich bewegte. Tatsächlich, nach ein paar weiteren Sekunden konnte man deutlich sehen, dass das Boot näher kam. Ja, äh… aber hatte der uns jetzt gesehen, oder fuhr er nur zufällig in unsere Richtung? Aber nein, man hatte uns gesehen, denn das Boot drehte bei, als es nahe bei uns war, so dass wir in Richtung des Hecks schwimmen konnten. Dort warf man uns eine Strömungsleine mit Boje zu. Ich dachte, dass nun Muskelarbeit gefragt war und wollte mich schon an der Leine entlang hangeln, doch da rief man uns von der Besatzung zu: “Relax!” Schön, dass man die Klassiker von “Frankie Goes To Hollywood” auch in Ägypten kennt, dachte ich mir, als ein Ruck durch die Leine ging und wir bis zu den Leitern am Heck des Bootes gezogen wurden. Nur aus dem Wasser raussteigen, das mussten wir noch selbst.

Dazu kann ich noch folgendes erwähnen: Als wir so an der Wasseroberfläche trieben und uns überlegten, ob uns das Boot denn auch sehen kann, überkam mich schon ein seltsames Gefühl. Wo man auch hinsah: Nur Wasser. Keine kleine Insel in Sicht, gar nichts. Ist schon merkwürdig. Man kommt sich fast vor wie ein Schiffsbrüchiger. Ich hatte Sorge, dass wir auseinandergetrieben würden, daher hielt ich mich hinten an Thorstens Flasche fest. Gleichzeitig versuchte ich mit Gewalt, die Melodie vom “Weißen Hai” aus dem Kopf zu bekommen. Im Geiste sah ich schon mehrere dreieckige Flossen auftauchen, die in immer enger werdenen Kreisen um uns herumschwammen. Aber dann kam das Boot auf uns zu und ich stellte mir vor, dass das die Haie verscheuchen würde. Aber die Ängste waren nicht wie weggeblasen… das Boot kam direkt auf uns zu und ich fürchtete schon, dass es über uns drüber rauschen würde. Aber es drehte ja bei und warf die Strömungsleine aus. Wir waren angewiesen worden, dieses Mal MIT Flossen die Leiter hochzusteigen da das Boot die Motoren laufen ließ (bloß nicht an die Schraube dicht zu meinen Füßen denken… nein nein… jetzt aber flott hoch die Leiter….).

Abendstimmung auf dem Rückweg.

Abendstimmung auf dem Rückweg.

Als wir zurück an Bord waren und uns der nassen Sachen entledigten, erschienen die Taucher einer nach dem anderen an der Oberfläche und wurden ebenfalls von der ABYDOS 2 aufgenommen. Und wir hatten ein weiteres Abenteuer erlebt. Oder sagen wir: eine Herausforderung gemeistert. Nehmen Sie das “gemeistert” jetzt nicht wörtlich, es war keine Spitzenvorstellung, aber he – wir waren wieder an Bord zurück und um eine Erfahrung reicher. Und der Urlaub war noch lange nicht beendet.

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Shaab Abu Nuhas – Ägypten – Rotes Meer und das Problem mit der Luft

Unser allererster Tauchgang im Freiwasser überhaupt fand seinerzeit an Shaab Abu Nuhas statt, am Wrack der Giannis D. Über das Riff und das Wrack hat Annette an anderer Stelle in diesem Blog schon einiges geschrieben. Als wir im November 2009 wieder nach Ägypten kamen, waren wir entsprechend gespannt darauf, dieses Tauchgebiet wiederzusehen, diesmal als AOWD, die nun auch bis zur tiefsten Stelle des Wracks durften (ca. 20 – 25 m), und nicht als Tauchschüler, die gezwungen waren, zehn Meter darüber zu schweben. Leider machte uns einige Zeit das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es windete sehr stark, so dass Shaab Abu Nuhas nicht angefahren wurde. Doch endlich war es so weit, das Wetter wurde besser und die Giannis D. angesteuert. Nur waren wir nicht allein, natürlich war es allen Tauchbooten gleich gegangen. Und der erste Tag, an dem der Wind schwächer war, wurde von allen genutzt, so dass es am Tauchgebiet entsprechend voll war.

Da Annette in dem anderen Artikel schon so schön über die Giannis D. geschrieben hat, wollen wir stattdessen an dieser Stelle das erste längere FlatFluteDivers-Video präsentieren: Tauchgang an der Giannis D. im November 2009.

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Es war ein schöner Tauchgang, allerdings zeigte er nach dem Erlebnis mit der “Ohne-Luft”-Situation nochmal auf, dass ich ein regelrechtes Problem mit der 12-Liter-Flasche hatte. Während Annette immer noch einen guten Luftvorrat übrig hatte, ging er bei mir regelmäßig zur Neige. Bei diesem Tauchgang musste ich deswegen sogar früher auftauchen als Annette, was mir gar nicht gefiel (deswegen ist leider das Video auch nicht sehr ausführlich). Unser Divemaster empfahl mir, zukünftig eine 15-Liter-Flasche zu nehmen. Anders gesagt: wie zu Hause. Das tat ich dann auch gleich ab dem nächsten Tauchgang, und siehe da: Luftprobleme gehörten der Vergangenheit an. Damit musste ich zwar ein bisschen mehr zahlen für die Tauchausflüge, aber dafür waren die Tauchgänge nun viel entspannter.

Annette: Das Leben könnte so schön sein… mit den richtigen Leuten.

Wie Thorsten schon sagte, wir waren beide schon die ganze Woche davor hibbelig gewesen, denn wir wollten unbedingt nochmal zu dem Wrack. Schließlich wollten wir dort unser 1-jähriges Tauchjubiläum feiern, denn dort hatte alles begonnen.

Als wir dann endlich Shaab Abu Nuhas ansteuerten war die Vorfreude entsprechend groß. An dem Tag war allerdings die Hölle los, und es ankerten viele Tauchboote dort. Unser Guide teilte uns in Gruppen ein, und hier war schon der erste Wurm drin: Die Gruppe war ziemlich groß.

Wir tauchten ab. Entgegen den sonstigen Tauchgängen tauchten Thorsten und ich dieses Mal als letztes Buddyteam. DAS war das Letzte! Ich kann gar nicht sagen, ob ich je eine so derart chaotische Gruppe erlebt habe. Von Formation keine Spur, die Leute tauchten gerade so wie es ihnen passte und Thorsten und ich hatten Mühe, unsere Gruppe von anderen Gruppen zu unterscheiden. Hinzu kam, dass sich in der Gruppe einige Anfänger befanden. Nichs gegen Anfänger, sicher nicht, aber etwas umsichtiger hätten sie sein können. Die Kunst des Tauchens liegt nun mal im langsamen Tauchen, was eine entsprechende Tarierung erfordert. Nicht, dass wir da so perfekt wären, aber es war unglaublich schwierig, den winkenden und strampelnden Tauchern vor uns aus dem Weg zu gehen, der ab und zu von spitzen Wrackteilen sehr beengt war. Unser Guide führte sehr langsam, und wir ganz hinten hatten damit wirklich Probleme. Ich musste mich total auf den Vordermann konzentrieren um nicht ständig dessen Flosse ins Gesicht zu bekommen.

Es war einfach extrem voll. Das Jahr zuvor hatte unser Instructor kein Problem damit, uns “Ersttauchgangs-Schüler” von den anderen Tauchern fernzuhalten, so dass wir niemandem in die Quere kamen. Das war diesmal ein Ding der Unmöglichkeit.

Schließlich ging Thorsten auch noch die Luft aus und er musste mit ein paar Tauchern zum Boot zurück. Unser Guide packte mich kurzerhand mit einem anderen Taucher zusammen und verabschiedete sich, um die anderen um Boot zu bringen.  Da war der nächste Wurm geboren.

Erst mal war mir das gar nicht recht, denn ich hatte den Typ vorher nie gesehen und wusste nicht, ob ich mich auf ihn verlassen konnte. Zudem wissen Thorsten und ich, was wir uns zutrauen können und was nicht. Das war ein völlig Fremder für mich.

Und es stellte sich auch nicht als Glücksgriff raus. Ich hatte noch 100 bar in der Flasche, und so tauchten wir erst mal weiter um das Wrack herum. Kaum um die erste Kurve, war mein Buddy verschwunden. Super! Grad war er noch da, und es gab an der Stelle nicht viele Möglichkeiten, wo er hätte hin verschwinden können… außer INS WRACK HINEIN vielleicht. Ich drehte um und schwamm zu der Stelle zurück, wo ich ihn das letzte Mal gesehen hatte – nix. Unbehagen breitete sich bei mir aus. Erstens wollte ich da unten nicht alleine tauchen, zweitens… ich musste ihn jetzt zwei Minuten suchen und dann auftauchen, um der Besatzung Bescheid zu sagen. Aber… dank des Chaos am Anfang hatte ich mir die Stelle nicht gemerkt, an der wir abgetaucht waren. Außerdem waren wir ja ursprünglich mit Guide unterwegs gewesen… Kurz bevor ich einfach auftauchen wollte kam mein werter Herr Buddy von irgendwo her und tat so, als ob nix gewesen wäre.

Das war mir zuviel. Ich wollte in die Nähe unseres Bootes zurück damit ich notfalls alleine auftauchen konnte und deutete ihm an, dass ich zurückschwimmen wollte. Er war einverstanden. Nach fünf Minuten fragte ich ihn, ob er wüsste, wo das Boot sei. Er führte so selbstverständlich. Aber er zuckte nur die Schultern.

Fein. Mit einem unzuverlässigen Buddy ohne zu wissen, wo man ist… der Traum eines jeden Tauchers. Kurz beovr ich wirklich panisch wurde kehrte jedoch ZUM GLÜCK unser Guide zurück und sammelt uns wieder ein. So froh war ich glaub ich schon lange nicht mehr. Wir waren noch zu dritt. Wo der dritte im Bunde bei meinem kleinen Ausflug geblieben war ist mir bis heute noch ein Rätsel.

Nachdem wir das Wrack komplett umrundet hatten, war es für uns alle Zeit zum Auftauchen. Es klappte problemlos

An Bord traf ich auf einen äußerst schlecht gelaunten Thorsten.

Ich? Schlechte Laune? Nicht doch! Man wird doch wohl noch mal was an die Wand schmeißen dürfen!

Schon…da sagt ja auch keiner was, aber muss es denn gleich die ganze Flaschenbank inklusive Flaschen sein? Zum Glück konnte ich “Gut Wetter” machen sonst hätten wir noch Schiffsverbot bekommen!

Ich berichtete ihm von meiner Pleite und wir sprachen den Guide an, dass wir in Zukunft nicht mehr getrennt werden wollten. Falls einem von uns die Luft ausgehen würde, würde der andere mit aufsteigen. Nie wieder mit einem fremden Buddy. 🙂

Und außerdem: Unglaubliche Abenteuer erleben Annette und ich auch ohne dass mir die Luft ausgeht…

AOWD – Die Rückkehr nach Ägypten

Endlich war es so weit: Quasi zur Feier des 1jährigen Bestehen der “FlatFluteDivers” waren wir wieder in Ägypten, wieder in El Gouna, und wieder im “Sheraton Miramar Resort“. Das brachte ein paar Vorteile mit sich, wir waren fast augenblicklich auch “geistig” wieder dort angekommen, kannten uns aus und wurden außerdem während des Aufenthalts zu einer abendlichen Cocktailparty eingeladen. Gott sei Dank war der Dresscode für die Cocktailparty “smart casual”, was man mit “gehobene Gelegenheitskleidung” übersetzen kann, wenn man wie ich gern mit Worten spielt. Soll heißen, Jeans ging in Ordnung, solange sie keine Löcher hatte. Was für ein Glück, denn ich hatte meinen nicht-existenten Anzug zu Hause gelassen – und für Annettes nicht-existentes Abendkleid gilt das gleiche.

Auch die Tauchbasis des Hotels war uns schon bekannt. Bei TGI kann man Tauchgänge und Kurse im Voraus im Internet buchen und dabei die genauen Tage festlegen. Das bringt preislich nochmal einen Vorteil und erspart einem die Organisation vor Ort. Wenn man ankommt, hat man bereits eine Nachricht der Tauchbasis vorliegen, die einen willkommen heißt und darauf aufmerksam macht, dass man die Ausrüstung vorbeibringen kann. Wir hatten diesmal den Urlaub etwas verlängert und daher ein “großes Paket” genommen – 10 Tage mit je zwei Tauchgängen. Außerdem hatten wir den “Advanced Open Water Diver”-Kurs gebucht, was nochmal drei Tage mit je zwei Tauchgängen wären.

TGI-Tauchbasis im Sheraton Miramar Resort, El Gouna

TGI-Tauchbasis im Sheraton Miramar Resort, El Gouna

Noch am Tag der Anreise brachten wir unsere Tauchausrüstung auf der Basis vorbei. Das Mitnehmen eigener Ausrüstung im Flugzeug war bei unserer Fluglinie (Condor) kein Problem, man musste es lediglich im Voraus buchen. Auf der Tauchbasis selbst gibt es Möglichkeiten, die Ausrüstung aufzubewahren, auch an solchen Tagen, an denen man nicht taucht. Wir hatten unsere Tauchgänge so geplant, dass es in der Mitte einen Tag ohne Ausflug geben sollte, und es war praktisch, dass wir nicht wegen diesem einen Tag unsere Ausrüstung im Hotelzimmer deponieren mussten. Wir hatten bei der Basis bereits in der Online-Anmeldung das Angebot “Nitrox for free” ausgenutzt, so dass wir wir statt mit Pressluft die ganzen Tage über mit “enriched air” tauchen würden. Die Flaschen hatten eine Standardgröße von 12 Litern, was sich für manche von uns noch als verhängnisvoll herausstellen sollte.

Die Basis fuhr jeden Tag mit dem Boot raus – in El Gouna gibt es leider (noch) keine Hausriffe. Im Gegensatz zum Jahr zuvor war es aber nicht mehr getattet, die Tour vom Steg des Hotels aus zu starten, so dass wir jeden Morgen mit einem kleinen Bus an die Marina gefahren wurden, wo unser Tauchboot, die ABYDOS 2, auf uns wartete. Eine Tagestour lief so ab, dass in der Regel zwei verschiedene Tauchplätze nacheinander angefahren wurden. Dazwischen gab es von der Besatzung zubereitetes Essen, am Abend, auf der Rückreise, meistens noch einen kleinen Nachtisch.

Die Besatzung war extrem bemüht um die an Bord befindlichen Taucher und Schnorchler, sie halfen einem, die Ausrüstung, hauptsächlich das Jacket, anzulegen; wenn man vom Tauchgang zurückkehrte, nahmen sie einem noch auf der Plattform am hinteren Teil des Bootes die Flasche ab und versorgten sie. Sie nahmen auch Flossen und Kameras vor dem Aufstieg die Leiter hinauf in Empfang. Die Kameras wanderten sofort in einen Eimer mit klarem Wasser, damit sie ordentlich abgespült und vom Salz befreit wurden.

Die ABYDOS 2

Die ABYDOS 2

Die ABYDOS 2 ist ein Tauchboot, wie man sie auf dem Roten Meer häufig antrifft: Sie hat drei Decks, ein offenes Oberdeck, ein Zwischen- und ein Unterdeck. Auf dem Oberdeck sind Bänke und Matten, wo sich die Taucher zwischen den Tauchgängen aufhalten und ausruhen konnten, auf dem hinteren Zwischendeck befindet sich die Bank, wo die Taucher die Ausrüstung anlegten, wo die Flaschen und die Boxen mit der Ausrüstung gelagert und die Taucheranzüge aufgehängt werden, außerdem ist hier die Plattform, die als Ein- und Ausstieg ins Wasser dient. Das vordere Zwischendeck  ist geschlossen, hier ist ein weiterer Aufenhaltsraum mit Bänken und verschiedenen anderen Dingen, einem Fernseher, Büchern über das Rote Meer und seine Bewohner. Und die Kühlbox mit den Getränken wird hier aufbewahrt. Seitlich an dem Raum befinden sich zudem zwei Toiletten für den nach dem Tauchgang obligaten “Miktionsgang“. Das Unterdeck ist der Besatzung vorbehalten und nur über eine Treppe des geschlossenen Bereichs des Zwischendecks zu erreichen.

ABYDOS 2: Oberdeck und Führerstand

ABYDOS 2: Oberdeck und Führerstand

Auf dem Boot fahren bei den Touren verschiedene Divemaster und Instructors mit. Obwohl es eigentlich die Hauptaufgabe der Divemaster ist, Touren zu führen, machten das die Instructors auch, wenn sie keinen Kurs zu bertreuen hatten. Die Divemaster entschieden dabei auch, wen unter den Tauchern man eventuell auch ohne Führung auf einen Tauchgang lassen konnte. Ansonsten wurden Gruppen eingeteilt, die mit je einem “Guide” unterwegs waren.

ABYDOS 2: "Rüstbank"

ABYDOS 2: "Rüstbank"

Unser geplanter Ablauf war, dass wir am nächsten Tag einen Tauchausflug mitmachen würden, um uns an das Tauchen im Roten Meer zu gewöhnen. Gleich im Anschluss sollten die drei Tage des nächsten Kurses kommen: “Advanced Open Water Diver”. Dabei handelt es sich um eine Art “Zwischenstufe”, die dazu dient, dass Taucher, die schon ein paar Tauchgänge gemacht haben, die Tiefenbeschränkung von 18 Metern auf 30 Meter verschieben können und außerdem einen Einblick bekommen, welche Spezialkurse PADI anbietet und was sie einem selbst bringen. Vorgeschrieben sind fünf Tauchgänge, von denen jeder ein bestimmtes “Thema” hat, Pflicht und Kern des AOWD ist dabei der so genannte “Tieftauchgang”, die anderen Tauchgänge können vom Schüler in Absprache mit dem Instructor bestimmt werden.

ABYDOS 2: Taucherplattform

ABYDOS 2: Taucherplattform

Ich möchte mich hier auf den Tieftauchgang konzentrieren, der wie gesagt die Hauptsache des Kurses ist. Dabei soll dem Schüler klargemacht werden, was es bedeutet, tiefer als 18 Meter zu tauchen, und er soll lernen, was er zu beachten hat. Stichwort ist hier natürlich der so genannte “Tiefenrausch”. Unser Instructor hatte sich für den Tieftauchgang eine Stelle ausgesucht, an der man tatsächlich 30 Meter Tiefe erreichen kann, an einem Abhang bei Marsa Abu Kalawa. Das erste, was uns beim Abstieg in diese Tiefe auffiel, hatten wir schon beim Schnuppertauchgang in Horka erlebt: das Atmen wird zunehmend schwerer. Als uns der Instructor anwies, dass wir uns in den Sand setzen sollten, zeigte mein Tauchcomputer eine Tiefe von 29,6 Metern. Hier sollten wir verschiedene Aufgaben lösen.

Annette: In der Tat. Wie Thorsten schon sagte. Da es im Roten Meer auf 30 m noch genauso taghell ist wie an der Oberfläche entgeht einem die Tatsache, dass man so tief ist. Der Abstieg ging auch schneller, als ich dachte. Wir kamen über eine kleine Halde und dort merkte ich plötzlich, dass ich kurzatmig wurde. Zuerst war ich etwas irritiert, nach Blick auf meinen Tiefenmesser war mir alles klar. Ich ließ mich auf den Meeresboden sinken und machte mir klar, dass das jetzt völlig normal war und kein Grund zur Sorge bestand. Trotzdem empfand ich das Gefühl etwas beklemmend.

Aufgabe Nummer eins war noch relativ einfach: Der Instructor reichte jedem von uns eine Schreibtafel, auf der drei Kreise gemalt waren. Wir sollten in jeden Kreis ein “X” malen, und zwar so, dass wir möglichst nah an den Kreis kamen, aber nicht über die Kreislinie hinaus. Das erforderte Konzentration, war aber machbar.

Aufgabe Nummer zwei erwischte meine Achillesferse – Mathematik. Auf der Tafel hatte der Instructor verschiedene “Bandwurm-Rechenaufgaben” geschrieben (im Stil von “150 + 24 – 83 + 16…” usw), die wir im Kopf ausrechnen mussten. Und ich war stets bemüht, die gestellten Aufgaben zu lösen.

…hatte sich stets bemüht! Du weißt, was das in Beurteilungen heißt. 😉

Aber Spaß beiseite. Ich bin immer gut in Mathe gewesen. Aber trotzdem merkt man in 30 m Tiefe, dass man sich richtig konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Wir mussten auch noch die 9er-Reihe rückwärts schreiben, (90-81-72…). Die 9er Reihe ist mit die Einfachste…aber selbst da merkte ich, wie ich hängen blieb als es in Richtung 54 und 45 ging. Dieser Zahlendreher verwirrte mich um ein Haar. 😉

Ja, und ausgerechnet ich Mathe-Legastheniker lief zur Hochform auf. Es gibt nämlich einen Trick bei der 9er-Reihe, den mir natürlich niemand bisher erklärt hat (in fast 40 Jahren!!). Deswegen ist die 9er-Reihe im kleinen Einmaleins eigentlich die einfachste. Aber warum auch sollte mir Mathe aus Versehen mal einfach gemacht werden? Dort, in 30 m Tiefe, fiel es plötzlich auf, als ich die Zahlen aufschrieb… 90 – 81 – 72 – 63… Ja, man muss nur die Zahlen von 9 bis 0 an die Zehnerposition schreiben, und dafür die Zahlen von 0 bis 9 an die Einserposition, schon stimmt’s. Vielleicht sollte ich Prüfungen, in denen Matheaufgaben gestellt werden, in Zukunft unter dem Einfluss von Stickstoff schreiben?

Aufgabe eins und zwei führte einem vor Augen, dass man keinen voll ausgeprägten “Tiefenrausch” braucht, sondern dass das Denken und die Konzentration generell schwerer fiel, als an Land. Der Tiefenrausch, der sich weder bei mir, noch bei Annette einstellte, war in dem Fall “nur” noch eine zusätzliche Gefahr, auf die man achtgeben musste.

Aufgabe Nummer drei hatte mit den Auswirkungen des Wassers auf die Optik zu tun. Wir sollten eine Frucht erkennen, die uns der Instructor präsentierte. Das Ding sah merkwürdig aus, es war eiereckig, prall und von schmutzig-grüner Farbe. Das Aussehen machte mich zunächst ratlos, bis mir der Fruchtstempel ins Auge fiel. Sollte das etwa…

…eine Tomate sein? Ja, so war es. Dadurch, dass das Wasser Farben resorbiert, ist die Farbe rot schon noch ein paar Metern Tiefe praktisch nicht mehr vorhanden. Deswegen erschien die Tomate grün, obwohl sie an der Oberfläche rot war.

Mathematik sehr gut, Biologie mangelhaft. Also ehrlich! Da sagt uns der TL, er würde uns unter Wasser eine FRUCHT zeigen. Sicher ist eine Tomate eine Strauchfrucht, aberrrrrr… ich setzte das Wort Frucht mit OBST gleich. Und in 30 m Tiefe war ich leider nicht mehr so flexibel, über die mehrfache Bedeutung des Wortes FRUCHT nachzudenken. Der Farbe nach hätte es für mich eine Kiwi sein können, aber Kiwis haben Haare. Sehr glatt war die Oberfläche. Nektarine? Zu elastisch dafür. Ich kam auf keinen grünen Zweig, haha. Da ich den Eindruck hatte, dass man auf mich wartete schrieb ich halt irgendwas hin. Auf Tomate wäre ich sowieso nicht gekommen.

Du hättest als letzte Möglichkeit noch die Geschmacksprobe machen können… das hätt ich gern gesehen. Nein, eigentlich hätt ich es gern gesehen und fotografiert, Annette, die in 30 m Tiefe eine Tomate isst. Genau genommen hätte ich es gern gesehen, fotografiert, und dann das Gesicht von unserem Instructor fotografiert. Und immerhin: Gesalzen wäre die Tomate schon gewesen.

Nachdem wir die Aufgaben mehr oder weniger gelöst hatten, machten wir uns auf den Rückweg, mit einem ganz entspannten Tauchgang. Wir waren froh, wieder weiter nach oben zu kommen, wo das Atmen nicht so anstrenged war. Nachdem wir unsere fünf Spezialtauchgänge und die Lektionen dazu erledigt hatten, war es amtlich – wir hatten die nächste Stufe erklommen in unserer Tauchausbildung. Damit hatten wir uns unter anderem das Privileg erarbeitet, irgendwann auch ohne Guide auf einen Tauchgang zu gehen. Stolz schickten wir unseren Erfolg per elektronischer Datenverarbeitung an die Heimat, an unsere heimatliche Tauchschule. Und dann sollte es so richtig losgehen – das Rote Meer stand uns offen, und wir wollten es erkunden. Wir hatten keine Ahnung, was wir noch so alles erleben würden…

Unterwasserfotografie – Eine Einführung

Als der Tauchsport anfing, für breitere Massen interessant zu werden, gab es bereits Souvenirjäger, die an ihre Tauchgänge unbedingt Andenken haben wollten und dies damit erreichten, dass sie Fische fingen oder harpunierten oder Korallen, Steine, Muscheln, ja, ganze Wrackteile mit sich nahmen. Im Laufe der Zeit wurde dieser Trend durch die Unterwasserfotografie verdrängt, zum Glück, muss man sagen, denn wie wir heute wissen, sind Fischbestände gefährdet und Korallen brauchen eine sehr lange Zeit, um nachzuwachsen, nachdem jemand etwas abgebrochen hat. Doch die Unterwasserfotografie musste – genauso wie das Tauchen selbst – erst einmal “Massetauglich” werden. Die erste Zeit gab es nur sehr teure und sehr schwere, hinderliche Ausrüstung. Allein die Tatsache, dass moderne Kameras nur noch einen Bruchteil der Größe alter Kameras haben und trotzdem sehr gute Bilder liefern, hat hier sehr geholfen. Und auch die Hersteller haben mittlerweile das Potential erkannt, das hier steckt. Doch bevor man drauflos geht (bzw. im Internet drauflos surft) und sich eine Ausrüstung zulegt, sollte man gewisse Überlegungen anstellen. Hier im FFD-Blog wollen wir mit diesem Artikel eine Reihe über die Unterwasserfotografie beginnen und mit eigenen Erfahrungen anreichern. Zuerst aber ein paar allgemeine Dinge.

Unterwasserfotografie

Unterwasserfotografie

Das Fotografieren unter Wasser bringt ein paar Tücken mit sich, die man an Land nicht unbedingt hat. Tücke Nummer 1: Man ist unter Wasser. Fotoapparate mögen das nicht. Stumm leidend hauchen sie ihr elektronisches Leben aus, wenn Wasser in sie eindringt. Daher braucht man entweder eine wasserdichte Kamera oder aber eine wasserdichte Hülle für den Apparat. Tücke Nummer 2: Um ein ruhiges Bild zu bekommen, kann man sich nicht immer einfach mal irgendwo abstützen, etwa wenn das zu fotografierende Objekt mitten in einem Korallenriff sitzt. Tücke Nummer 3: Das Wasser ändert Licht- und Farbverhältnisse, worauf man sich einstellen muss.

  • Unter Wasser

Wasser bringt für den Fotograf gleich mehrere Probleme mit sich: Nicht nur, dass das Wasser selbst seiner Kamera schaden kann, wenn man sich darin aufhält, es selbiges sogar noch im Nachhinein tun. Besonders Salzwasser ist hier zu nennen. Es kann auch Teile, die nicht mit ihm direkt in Kontakt kamen, zum Korrodieren bringen. Daher bedarf die Kameraausrüstung gerade nach Salzwassertauchgängen einer besonderen Pflege. Außerdem ist es wichtig, einen kleinen Beutel mit Trockensalz (Silica) während des Tauchgangs im Gehäuse zu haben. Das Trockensalz nimmt Feuchtigkeit auf, die durch Temperaturunterschiede entstehen kann (Kondenswasser). Der Beutel sollte regelmäßig gewechselt werden, da das Salz irgendwann “gesättigt” ist und keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann.

  • Mit ruhiger Hand fotografieren

Wie an Land auch wird ein Bild, das man nicht mit ruhiger Hand fotografiert, unscharf – es verwackelt. Und das ganz unabhängig davon, ob man Blende und Verschlusszeit selbst einstellt, oder die Einstellung der Kameraautomatik überlässt. Da es in manchen Fällen sogar notwendig sein kann, möglichst nah an ein Objekt heranzukommen, ohne damit zusammen zu stoßen, ist Tarierungskontrolle sehr wichtig. Und auch, damit die Umgebung beim Fotografieren durch den Fotografen keinen Schaden nimmt. Hier sollte man in “ungefährlichen” Umgebungen den Umgang mit der Kamera üben oder vielleicht auch einen Kurs belegen (wie z. B. “Peak Performance Buoyancy” von PADI).

  • Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten

Was die Optik betrifft, so sind es zwei Faktoren, die das Wasser beeinflusst. Zum einen filtert das Wasser das Licht, so dass mit zunehmender Tiefe die Farben verloren gehen, zum anderen befinden sich in natürlichen Gewässern zumeist Schwebeteilchen. Das Problem mit der Farbe fängt schon bei wenigen Metern an, rot geht als erstes verloren, so dass die anderen Farben überhand zu nehmen scheinen. Rote Muster zum Beispiel auf der Haut von Fischen erscheinen blass oder gar nicht mehr. Dem kann man nur durch eine eigene Lichtquelle, eine Unterwasserlampe oder einen Blitz, entgegen wirken. Doch dann bekommt man es mit den Schwebeteilchen zu tun, gerade im Licht von Blitzen leuchten diese kleinen Teilchen hell auf und sind auf dem Bild deutlich zu sehen. Außerdem irritieren sie den Autofokus der Kamera, wenn man zu weit vom zu fotografierenden Objekt weg ist.

  • Beherrscher der Technik

Zuletzt ist es noch wichtig, dass man die Technik der Fotoausrüstung beherrscht. An Land ist es weniger das Problem, hier kann man jederzeit im Handbuch nachsehen, wenn etwas unklar ist. Unter Wasser wird auch das Handbuch seinen Dienst versagen und sich in seine Bestandteile auflösen, mal ganz davon abgesehen, dass man häufiger mit Situationen konfrontiert ist, wo man einfach keine Zeit hat, irgendwas nachzuschlagen. Fische, die man selten zu sehen bekommt, bekommt man in den meisten Fällen deswegen so selten zu sehen, weil sie so scheu sind. Da heißt es: schnell sein! Ein kleiner Kniff, den Fotografen gerne mal verwenden, wenn sie in tieferen Gewässern ab etwa 18 bis 20 Meter fotografieren: Sie verwenden “Enriched Air” bzw Nitrox, weil der niedrigere Stickstoffgehalt den Kopf in diesen Tiefen klarer bleiben lässt. Allerdings muss man den Umgang mit der mit Sauerstoff angereicherten Luft in einem Spezialkurs lernen.

Die folgenden Artikel dieser Reihe behandeln die unterschiedliche Ausrüstung einschließlich Zubehör, die es für Unterwasser-Fotografen so gibt, und persönliche Erfahrungen. Dabei geht es nicht nur um Unterwasserausrüstung direkt, sondern auch um sonstiges nützliches Zubehör. Wenn Sie am rechten Rand auf “Kategorien” gehen, finden Sie alle Artikel zu dem Thema unter “Unterwasser-Fotografie“.

Dreikönigstauchen am Bodensee in Überlingen

Deutsche Gewässer haben im Sommer aus tauchtechnischer Sicht gesehen mithin ein Problem: Das warme Wetter regt das Algenwachstum an. Das äußert sich zum einen darin, dass man im Sommer sehr viel mehr Grundbewuchs hat. Teilweise wachsen regelrechte Wälder aus dem Grund, in denen sich ausgewachsene Taucher verstecken können. Aber auch das Wachstum von Kleinalgen wird verstärkt, was dazu führt, dass die Schwebeteile stark zunehmen. Die Sichtweite wird stark eingeschränkt und Bilder gelingen nicht immer so ganz gut, wie uns dieses in einem deutschen See gemachte Symbolbild verdeutlichen soll:

Schwebeteilchen verhindern die klare Sicht im Sommer

Schwebeteilchen verhindern die klare Sicht im Sommer

Danke, Rosi. Äh… das bist doch Du, Rosi? Nun ja, ich denke, das Problem wird deutlich. Im Winter hingegen ändert sich die Situation schlagartig, die Algenwälder sterben ab und die Schwebeteile verschwinden. Viele Taucher schätzen diese Komponente des Winters, auch wenn das Wasser wesentlich kälter ist als im Sommer. Auf der anderen Seite kann es jedoch sein, dass das Wasser wiederum eine höhere Temperatur hat als die Luft draußen. Wasser kann nämlich – zumindest in den Tiefen, in denen sich Sporttaucher rumtreiben* – niemals Minusgrade haben, sonst würde es gefrieren.

Mitten im Winter nun, einmal im Jahr am 6. Januar, dem Drei-Königs-Tag, treffen sich Taucher aus Deutschland und ganz Europa am Bodensee, genauer gesagt, in Überlingen, um das mittlerweile zur Tradition gewordene “Dreikönigstauchen” zu veranstalten. Ursprünglich war das ganze eine einmalige Aktion im Jahr 1970, die sich 1971 wiederholte, dann 1972… und so weiter. Geblieben ist es bis heute, organisiert wird es seit jeher von der Tauchgruppe Überlingen. 2010 ist damit ein rundes Jubiläum, es handelt sich um das 40. Treffen dieser Art.

Parkhaus Post - Zur Tauchbasis umfunktioniert

Parkhaus Post - Zur Tauchbasis umfunktioniert

Als ich an diesem Morgen in das Parkhaus “Post” in Überlingen einfahre, sehe ich schon die ersten Taucher. An den meisten Fahrzeugen, die auf der ersten Ebene abgestellt sind, stehen Frauen und Männer, die gerade dabei sind, ihre Ausrüstungen anzulegen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ein Dreikönigstauchen besuche, doch diesmal habe ich ein komisches Gefühl dabei. Noch bis vor einem Jahr erschien es mir völlig abwegig, überhaupt in Deutschland tauchen zu gehen, egal zu welcher Jahreszeit. Nun, nachdem ich eine aufregende Sommersaison hinter mich gebracht habe, steht fest: der Sommer ist nicht genug. “Sieh sie Dir nur gut an”, scheint eine leise Stimme in meinem Kopf zu sagen, “irgendwann stehst Du auch mal so da.” Aber dieses Jahr noch nicht. Für das Tauchen im Winter braucht man spezielle Ausrüstung, mit der man umgehen können sollte – beides ist bei mir nicht der Fall. Noch nicht.

Direkt beim Parkhaus “Post” befindet sich einer der Überlinger Tauchplätze. Man überquert die Straße und geht am Minigolfplatz an den See. Dort befindet sich eine Treppe, die hinab ins Wasser führt. Ein Schild mahnt: “Tauchen nur nach links”. Und für den Fall, dass einer nicht weiß, wo “links” ist, ist das Wort auch noch mit einem Pfeil eingerahmt, der in die entsprechende Richtung zeigt. Das hat einen Grund, rechts von dem Einstieg befindet sich der Mantelhafen, und damit eine Schifffahrtsrinne. Das Tauchen ist hier viel zu gefährlich. Zumindest sonst. Aber an Dreikönig ist alles ein wenig anders.

Warnschild am Tauchplatz "Parkhaus Post" in Überlingen.

Warnschild am Tauchplatz "Parkhaus Post" in Überlingen.

Der 6. Januar ist der einzige Tag im Jahr, an denen es den Tauchern erlaubt ist, an dieser Stelle nach rechts abzubiegen. Im restlichen Jahr ist der gesamte Uferbereich in Überlingen zwischen dem Mantelhafen und dem Hafen beim Westbad absolute Sperrzone für Taucher. Und hier befindet sich auch einer der beiden Stände, bei denen sich die Taucher beim Einstieg in eine Liste eintragen, und bei der Rückkehr wieder austragen lassen können. Das dient der Sicherheit, damit gewährleistet ist, dass auch alle wieder an die Oberfläche kommen. Außerdem gibt es eine Regel, die besagt, dass der Tauchgang nicht länger als 60 Minuten gehen darf. Meldet man sich nach spätestens 60 Minuten nicht zurück, rücken die Rettungstaucher der DLRG aus, die schon vor Ort Stellung bezogen haben.

Sicher ist sicher: Die DLRG in Stellung.

Sicher ist sicher: Die DLRG in Stellung.

Die meisten Taucher, die sich im Meldebuch des Postens am Einstieg “Parkhaus Post” eintragen lassen, versichern, dass sie auf keinen Fall länger als 60 Minuten im Wasser bleiben wollen. Ich kann es ihnen nachempfinden, da es auch außerhalb des Wassers extrem kalt ist. Eine Gruppe von drei Tauchern geht an mir vorbei. Wieder erfolgt die Mahnung: Nicht länger als eine Stunde! “Auf gar keinen Fall!”, versichert einer der Taucher und deutet auf seine beiden Kameraden: “Höchstens dreißig Minuten. In Eurer Ausrüstung eher zwanzig.” Der Taucher, der das sagt, trägt einen Trockentauchanzug, seine beiden Kameraden sind “halbtrocken” unterwegs. Das Wasser des Sees hat 5 ° Celsius. Ich versuche, mir das vorzustellen. Die kälteste Temperatur, die ich bei meinen Tauchgängen bisher hatte, war 8 ° beim Tieftauchgang in Horka. Ich war zwar auch im Halbtrocken-Anzug unterwegs, aber wir sind aus der wärmeren Oberflächenschicht in die Tiefe gegangen. In der Tiefe selbst haben wir uns nur kurz aufgehalten, bevor wir wieder ins Wärmere sind. Das war schon nicht gerade angenehm. Nein, bei solchen Temperaturen werde ich wohl eher ein “Trockentaucher” sein. Früher oder später.

Tauchplatz "Parkhaus Post"

Tauchplatz "Parkhaus Post"

Solche Begegnungen zeigen auch, dass es gemeinhin doch mehr vernünftige Taucher gibt, als man vielleicht glauben mag. Leider finden hauptsächlich die Geschichten ihren Weg in die Medien, in denen sich Taucher unvorsichtig, ja verantwortungslos verhalten haben. Die Tauchgänge, bei denen dann irgendetwas schief gegangen ist. Die vielen Tauchgänge, bei denen gar nichts passiert, sind dazu nicht spektakulär genug.

Meine Finger werden klamm, und das trotz Handschuhen. Die Luft hat Minusgrade, die Wetterstationen sind sich nicht einig, zwischen – 4 ° und – 7° C schwanken die Angaben. Egal, es ist kalt. Um mich ein wenig zu bewegen, gehe ich zum zweiten Einstiegspunkt direkt am Mantelhafen. Dazu muss ich das Hafenbecken umrunden. Auf meinem Weg kommen mir zwei Taucher in Ausrüstung entgegen. Einer vom beiden atmet ob der  Ausrüstung auf seinem Rücken schwer und setzt sich auf die Betonhalterung einer Sitzbank, um zu verschnaufen. Die Bank selbst wurde für den Winter abmontiert. Ich bin erleichtert, dass es nicht nur mir so geht mit der Ausrüstung, vor allem, nachdem ich auf eine 15-Liter-Flasche umgestiegen bin.

Einstieg "Mantelhafen"

Einstieg "Mantelhafen"

Auf der anderen Seite des Hafens wurde ein zweiter Stand errichtet, an dem sich Taucher ins Meldebuch eintragen lassen können. Ursprünglich gab es nur diesen Einstiegsplatz, aber nachdem die Zahl der Taucher zugenommen hatte, wurde beschlossen, einen zweiten “offiziellen” Einstieg zu ermöglichen. In früheren Jahren gab es hier auch so eine Art Wettbewerb, von dem ich allerdings in den letzten Jahren nichts mehr mitbekommen habe: Besonders draufgängerische Schwimmer konnten hier ins Wasser einsteigen – und zwar in Badekleidung. Wer es trotz der Kälte schaffte, eine Runde im Hafenbecken zu schwimmen, bekam einen Preis und eine heiße Dusche. Aber a propros “Preis”: Einer der Höhepunkte des Dreikönigstauchen ist die “Schatzsuche”. Irgendwo in dem Bereich, der an diesem Tag betaucht wird, wird eine Schatztruhe versteckt. In ihr befinden sich neben Edelmetall und Säcken mit Goldsand auch zwei Flaschen mit “Taucherwasser”, wie es auf der Webseite vom Dreikönigstauchen charmant umschrieben wird. Das Edelmetall und die Goldsäcke sind natürlich nur Zierde, es geht dabei rein um den Spaß – und natürlich das “Taucherwasser”. 🙂 Natürlich haben die “alten Hasen” da einen gewissen Vorteil, da sie das Gebiet und alle möglichen Verstecke schon kennen. Und jene, die früh dran sind. Das Tauchen beginnt offiziell um 7.00 Uhr in der Früh, und tatsächlich finden sich auch schon vorher Taucher ein.

"Mein... Schatzzzzzzz! Gollum!"

"Mein... Schatzzzzzzz! Gollum!"

Direkt neben dem Mantelhafen-Einstieg ist ein Bratwurststand aufgebaut, wo auch Glühwein ausgeschenkt wird. Natürlich dient diese Wegzehrung auch der Versorgung der Taucher, aber ebenso für die Neugierigen, die dem Spektakel beiwohnen wollen, und die Vertreter der Presse, die man heutzutage “Medien” nennt. Es werden Bilder für die Lokalzeitung geschossen und Leute fürs Radio interviewt. Nach all den Jahren ist das Dreikönigstauchen doch immer noch ein Ereignis. Das spiegelt sich auch in den Nummernschildern der Autos wieder, die auf dem Parkplatz am Mantelhafen und im Parkhaus Post stehen. Selbst der Norden der Republik ist vertreten.

Und auch als Zuschauer bekommt man ein bisschen was mit. So kann man zum Beispiel die Taucher tatsächlich durch die Wasseroberfläche sehen. Das Wasser ist extrem klar, im Uferbereich sieht man den Grund auch in mehr als zwei Metern Tiefe sehr deutlich, etwas, das etwa im Sommer ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Gute Sicht in kaltem Wasser.

Gute Sicht in kaltem Wasser.

Mir wird immer kälter. Das Wetter ist doch nicht so angenehm. Ich werde darum gebeten, eine Gruppe Taucher zu fotografieren, die ein Souvenir an diesen Tag haben wollen. Das erledige ich natürlich gern. Wie ich gelesen habe, gibt es von der Tauchgruppe Überlingen für jeden teilnehmenden Taucher an Dreikönig einen speziellen Stempel fürs Logbuch. Ein weiteres nettes Souvenir. Ich trage mich mit dem Gedanken, langsam aufzubrechen, als ein Taucher zum Meldestand zurückkehrt, der berichtet, dass er wegen eines technischen Defekts einen unkontrollierten Aufstieg aus 40 Metern Tiefe gemacht hat. Er wird den Leuten von der DLRG übergeben, die ihn durchchecken und überwachen.

Dann mache ich mich endgültig auf den Weg. Im Parkhaus komme ich wieder an vielen Tauchern vorbei, die meisten davon haben jetzt allerdings ihren Tauchgang schon beendet und ziehen ihre Anzüge aus. Wieder überkommt mich ein komisches Gefühl, als ich im Geiste das vergangene Jahr Revue passieren lasse. Es hat sich verdammt viel getan (die regelmäßigen Leser dieses Blogs wissen, wovon ich rede), und 2010 wird wohl genau so weitergehen. Und möglicherweise werde auch ich in einem Jahr dastehen und mich meiner nassen Sachen entledigen, wer weiß? Noch ein Jahr zuvor erschien mir der Gedanke abwegig. Ich werde mich einfach überraschen lassen, was in den nächsten 365 Tagen so alles passiert. Und wenn es so sein soll, dann möchte ich aber auch so einen Stempel für mein Logbuch. Und dann gibt es an dieser Stelle einen Bericht aus der Sicht eines Teilnehmenden, nicht nur eines Zuschauers.

“Die Taucher sind schon ein eigenes Volk.”
(Kommentar eines Tauchers auf die Frage eines Journalisten)

Mehr Informationen gibt es unter www.dreikoenigstauchen.de.

* = Für das kurze Klugscheißen zwischendurch: Es ist sehr wohl möglich, dass Wasser Minusgrade hat, ohne zu gefrieren. Das findet aber nur in extremen Tiefen statt. Dort gefriert das Wasser wegen des hohen Drucks nicht, allerdings treiben sich in diesen Tiefen in den allerseltensten Fällen Sporttaucher rum.

HORKA – Das Tauchparadies in Sachsen Teil 4

Unglaublich, aber wahr – schon brach der letzte “Tauchtag” an. Zwar hätten wir durchaus die Möglichkeit gehabt, auch am nächsten Tag vor der Heimfahrt noch einen Tauchgang hinzulegen, aber manchmal muss man sich einfach den Tatsachen stellen und zugeben, dass es etwas zu viel ist, vor einer derart langen Reise nochmal ins Wasser zu steigen. Aber was rede ich hier eigentlich? So weit sind wir doch noch gar nicht.

Der erste Tauchgang des Tages war wieder ein Nitrox-Tauchgang. Der Kurs “Enriched Air Diver” umfasst eigentlich nur zwei Freiwassertauchgänge, die auch ausreichend sind (wie bereits erwähnt ist die Theorie und der Umgang mit dem Atemgas das Wichtigste), aber wir sollten noch eine kleine “Zulage” bekommen: ein paar Notfallhandgriffe. Was einem passieren kann, wenn man mit der falschen Mischung zu tief taucht, ist eine Sauerstoffvergiftung. Da Sauerstoff eines der zwei Hauptnahrungsmittel unseres Gehirns ist (das andere ist Zucker), sind die Auswirkungen entsprechend dramatisch: Man kann einen Krampfanfall bekommen. Eigentlich macht man dann aber nichts anderes, wie wenn ein Taucher aus anderen Gründen bewusstlos wird. Allerdings lernt man diese Maßnahmen erst im Rahmen des “Rescue Diver”-Kurs, aber Majki wollte uns zur Sicherheit jetzt schon ein paar Handgriffe beibringen. Uns war das recht. Man kann nicht vorbereitet genug sein.

Auf den Tauchgang begleitete uns auch der mittlerweile frisch gebackene AOWD Jonathan, der bei der Demonstration der Maßnahmen durch Majki als Opfer herhalten sollte. Zuerst machten wir jedoch wieder eine Runde durch den See, was sehr entspannt war. Dann suchten wir eine Plattform, wo wir die Übung machen konnten. Gut, Pedanten sei gesagt, es war nicht wirklich eine “Plattform”, wie wir sie beispielsweise im Schluchsee hatten. Es war eine ebene Fläche, die beim Abbruch der Steine entstanden war, mehr ein Plateau, das genügend Platz bot und in Richtung Seemitte zuerst in ein paar Stufen in die Tiefe führte, bevor die Felsen endgültig steil nach unten führten. Jonathan ließ alle Luft aus seiner Tarierweste und legte sich auf den Bauch in die Mitte des Plateaus. Er hatte die verantwortungsvolle Aufgabe, nichts zu machen, sondern sich wie ein Bewusstloser hängen zu lassen.

Annette und ich beobachteten das Geschehen vom Rand des Plateaus aus. Im Grunde genommen macht man aber unter Wasser auch nichts anderes als über Wasser: Man kontrolliert den Bewusstseinszustand (Taucher geschüttelt, nicht gerührt), ob der Regulator noch im Mund ist, und dann hebt man die Person mit einem speziellen Rettungsgriff hoch. Dann allerdings kam das, was sich dann doch geringfügig von der Überwasserrettung unterscheidet: den bewusstlosen Taucher an die Oberfläche bringen. Dazu muss der Retter für sich und den Geretteten für den nötigen Auftrieb mittels seiner Tarierweste sorgen. Majki ließ also Luft in seine Weste und stieß sich von dem Plateau ab. Doch anstatt Jonathan nach oben zu ziehen, stoppte die Aufwärtsbewegung etwa einen halben Meter über dem Fels. Von da an schob er ihn in einer horizontalen Linie auf den Rand des Plateaus zu, an dessen Ende beide nach unten stürzten. Glücklicherweise hatte der Fels hier eine Stufe, so dass sie etwa einen halben Meter tiefer wieder Bodenkontakt hatten. Also, einen halben Meter unter dem Niveau des Plateaus, von dem aus sie gestartet waren, also einen Meter tiefer als ihre erreichte Flughöhe  (haben das jetzt alle verstanden?). Jedenfalls hatten Annette und ich dem Schauspiel mit einigem Unglauben zugesehen, wurden wir doch Zeuge einer Neuaufführung unseres eigenen spektakulären Sturzes in den Torf beim Abschluss des OWD-Kurses im Schluchsee (wer das schon vergessen hat, hier ist es abgemalt und aufgeschrieben). Wir erkundigten uns sogleich nach dem Zustand der beiden, doch ihnen war zum Glück nichts ernsthaftes passiert.

Annette: Wir waren in der Tat leicht irritiert, wie Majki so in der Horizontalen mit Jonathan im Gepäck “herumfuhr”, doch es stellt sich heraus, dass er ein akutes Druckausgleichsproblem im Ohr hatte. Er konnte es aber zum Glück regeln und die Übung dann doch noch mit Demonstrationscharakter zu Ende bringen. Wenn ich das so lese bekomme ich im Nachhinein allerdings ein bisschen Gewissensbisse: Wo waren WIR lieber Thorsten, als die abgestürzt sind! Wir hätten uns ja auch mal rühren können statt wie die Ölgötzen unter Wasser zuzugucken was da passiert!

Ehrlich gesagt konnte ich das in dem Moment nicht fassen und fragte mich, ob ich wohl an einer Sauerstoffvergiftung leide und das, was ich da sehe, nur ein Produkt meiner eigenen, verkorksten Fantasie ist – so sehr fühlte ich mich an unser Schluchsee-OWD-Wechselatmung-Sturz-in-den-Torf-Abenteuer erinnert. Und wir sind ja dann gleich aufgesprungen und haben nach ihnen geschaut.

Trotzdem hatte die Übung Spaß gemacht. Ich durfte Thorsten an die Oberfläche “zerren”, und es war sehr lehrreich. Er machte sich zwar absichtlich schwer, behinderte mich nach allen Regeln der Kunst, um mich besonders herauszufordern, , aber he! Für mich doch ein Kinderspiel! Thorsten wurde trotz massiver Gegenwehr dorthin gebracht, wo ich ihn hinbringen sollte. Widerstand zwecklos!

Ich kann mir vorstellen, dass Dir das Spaß gemacht hat, und zwar aus folgenden drei Gründen:

Erstmal kräftig durchschütteln!

1. Erstmal kräftig durchschütteln!

2. Unter dem Deckmäntelchen der "Rettung" dem Mann ungestraft auf den Hintern starren.

2. Unter dem Deckmäntelchen der "Rettung" dem Mann ungestraft auf den Hintern starren.

(Nicht ganz! Ich kontrolliere hier lediglich dein zusätzliches Ablassventil die Nähte deines Neoprens, denn wie wir aus leidlicher Erfahrung wissen, neigst du dazu, kaputtes Beinkleid zu tragen!)

3. Das arme Opfer wie einen alten Wischmopp durch den See ziehen.

3. Das arme Opfer wie einen alten Wischmopp durch den See ziehen.

Dass ich mich absichtlich schwer gemacht habe, stimmt übrigens nicht. Oder hätte ich vielleicht vorher die Steine aus den Taschen meines Jackets tun sollen? *hust! Jedenfalls kehrten wir zu dem Plateau zurück und ich war dran. Eigentlich war ausgemacht, dass ich Annette tatsächlich bis zur Oberfläche bringe, denn unser Tauchgang war an dieser Stelle sowieso beendet. Also rettete ich Annette nach den Regeln der Kunst.

Beweisfotos? Trauste dich nicht, was? Sonst könnte ja jeder sehen, wo du mir ungestraft hingefasst hast!

Ach, wir wollen also ein Beweisfoto, ja? Na dann:

Professionelle Profi-Rettung durch einen Profi-Retter

Professionelle Profi-Rettung durch einen Profi-Retter

Jetzt sagst Du aber nichts mehr, was? Wie es sich gehört, nähere ich mich vom Rücken her an die Flasche, um diese mit einem sicheren Griff zu packen, damit nichts mehr passieren kann. Allein die entspannte Körperhaltung von Majki im Hintergrund spricht Bände.

Entspannt?? Er knetet äußerst nervös seine Hände…

Die Geburtsstunde des ersten “Flatflute Diver Suchspiels” ist gekommen, meine Damen und Herren! Die Aufgabe lautet: Findet Annette auf diesem “Profibild”. Der erste, der mich eindeutig identifizieren kann, gewinnt einen Preis!

Ist nicht meine Schuld. Es GIBT kein anderes Bild als das hier. Offenbar hat unser Fotograf  gedacht, dass es ausreicht. Nun ja, mein Profiblick und Profigriff ist ja dokumentiert. Und das Wichtigste ist auch erkennbar: ICH!

Pah! Und wo ist die andere Hand hä?

Da, wo sie hingehört, an Deinem Hin dem unteren Teil der Pressluftflasche. So gesichert nahm ich Annette auf, um sie nach oben zu bringen. Und diesmal hatte ich es geschafft, sie senkrecht mit nach oben zu ziehen. (Danke! Wenn wir nochmal in die Waagerechte gekommen wären wäre ich mißtrauisch geworden…) Wir waren auf dem Weg in die richtige Richtung, wir schwebten zur Oberfläche. Doch noch bevor ich mich an meiner eigenen Genialität berauschen konnte, tippte mir Majki auf die Schulter und gab mir das Zeichen, den Aufstieg abzubrechen. Wassn? Ich befürchtete schon, irgendetwas falsch gemacht zu haben, so in der Art, dass ich nach unten statt nach oben geschwommen wäre (…kein Wunder, dass das so leicht ging…), aber zum Glück hatte es nur eine Planänderung gegeben: Wir beendeten den Tauchgang regelgerecht, indem wir unter Wasser zum Ausstieg zurückkehrten, anstatt an der Oberfläche zu schwimmen.

Der Nachmittagstauchgang sollte für uns ein “Special” im Hinblick auf den AOWD werden, einen Schnuppertauchgang. Wir würden – natürlich unter Anleitung und Aufsicht! – einen Tauchgang bis auf den Grund des Sees machen und dabei nahe an 30 m Tiefe kommen. Wir gingen wieder zu viert, Jonathan begleitete uns nochmal. Und wir konnten den Tauchgang jederzeit abbrechen, wenn wir uns dabei unwohl fühlen würden. Dann ging es hinab, zuerst noch auf gewohnte Tiefen, und dann dahin, wo wir die letzten Tage immer nur von oben hingeschaut hatten: die dunkle Mitte des Sees.

Und wie ist das so? Nun, die ersten paar Meter unterhalb der gewohnten Grenze merkt man eigentlich kaum was. Der Druckunterschied ist auf den ersten 10 m Wassertiefe nun mal am Stärksten. Irgendwann, so empfand ich das zumindest, merkt man, dass das Atmen etwas schwerfälliger wird. Außerdem wird es natürlich dunkler – und in diesem See merklich kälter. Um damit angeben zu können, wollte ich meinen Tauchcomputer abfotografieren, der mittlerweile 26 m anzeigte. Aber als ich auf das Display meiner Kamera sah, war kaum was zu erkennen. Alles war in einen seltsamen Schleier gehüllt. Als ich meine Kamera umdrehte, merkte ich auch, woran das lag: Auf der Innenseite der wasserdichten Hülle hatte sich Kondenswasser gebildet, das das Trockensalz offenbar nicht aufnehmen konnte. Eine Kontrolle der Temperatur ergab 8 ° Celsius! Das war auch deutlich zu spüren. An dieser Stelle des Sees gab es noch ein paar Installationen, so liegt zum Beispiel eine Lore auf dem Grund, mit der früher die Steine abtransportiert wurden, ein Fahrrad und ein Motorrad. Leider war die Sicht nicht besser geworden, so dass es in der Tiefe sehr dunkel war und die Bilder wegen des Kondenswassers sowieso nicht so wirklich was wurden. Wir drehten eine kleine Runde und kamen bis auf 28 m, dann kehrten wir wieder nach oben zurück. Ich war dankbar, denn das nur ein paar Grad wärmere Wasser weiter oben fühlte sich auf dem Gesicht an wie ein warmer Sommerregen nach einem langen Winter… oder so. Als wir wieder in gewohnten Tiefen waren, fragte uns Majki, ob wir noch mit auf eine weitere Erkundungsrunde mitkommen würde. Annette gab Zeichen, dass ihr kalt war und sie den Tauchgang gern beenden würde. Mir war das recht, ich habe zwar nicht gefroren, aber angenehm fühlte sich das auch nicht an, also ging ich mit ihr zurück. Was die sich wieder anstellt – nur weil’s dann am tiefsten Punkt nur noch 6 ° gehabt hat. Aber Gentlemen wie ich nun mal bin  – und weil man ja nie allein taucht! – begleitete ich sie zurück zum Ausstieg.

Ja. Ich muss zugeben, dass ich die “Bremse” bei diesem Tauchgang war. Aber als wir dann wirklich “ganz unten” waren, merkte ich, wie ich anfing zu zittern. Obwohl ich unter meinem Neopren noch einen Unterzieher hatte war es doch deutlich zu kalt für mich. Es tat mir zwar unglaublich leid für Jonathan, denn der sollte in der Tiefe nochmal einen Knoten üben, aber ich hielt es nicht mehr aus. Das macht weder Sinn noch Spaß, wenn es dann doch so kalt ist. Beim höher tauchen merkte ich zwar, dass es deutlich wärmer wurde, aber inzwischen war ich so ausgekühlt, dass selbst das mir nicht mehr helfen konnte. Gezwungenermaßen und äußerst schlecht gelaunt begleitete mich Thorsten zum Ausstieg zurück, um mich hinterher mit Vorwürfen zu überschütten, was für eine Memme ich doch sei. Schnüff!

Frauen ist doch immer kalt. Mir war nicht kalt. Und meine Superthermo-Anzugheizung hat damit gar nichts zu tun!

Das Horka-Fahrrad

Das Horka-Fahrrad

Am Abend dann konnten wir dann das Bestehen unseres “Enriched Air Diver” angemessen begehen: mit einem Grillabend, zu dem die Leute von der Tauchbasis eingeladen hatten. Wie ich schon schilderte, konnte ich keine selbst erlegten Fische beisteuern, aber okay, ich hab sie ja auch nicht vermisst.

Wenn wir auf die Fische angewiesen gewesen wären, die du hättest fangen wollen, würden wir heute noch da sitzen und auf das Essen warten.

Püh! Ich hätte nur noch ein paar Tarierübungen machen müssen, dann wären die ganz von selber gekommen. Aber Du hast mich ja nicht gelassen. Dafür erfuhren wir, was es mit den zweisprachigen Wegweisern und Ortsschildern auf sich hatte. Wegen der Nähe der Grenze hätte ich die zweite Sprache für Tschechisch oder Polnisch gehalten, aber es handelt sich dabei um Sorbisch (manchmal ist es erschreckend, wie wenig man das eigene Heimatland wirklich kennt). Und unser AOWD’ler erhielt seinen Spitznamen, den Annette bereits erwähnte: Knoppers. Warum? Nun ja, kennen Sie den Werbespruch “Morgens, halb zehn in Deutschland”? Während des Grillabends kam das Gespräch darauf, dass Jonathan es nicht immer so einfach hatte mit dem Aufstehen, dann fiel die Uhrzeit “halb zehn” – und schwupps! Schon heißt man wie eine Milch-Haselnuss-Schnitte von Storck. Andere hingegen bekamen ihren Spitznamen von ihrer Herkunft (aha?) , und wiederum andere hatten Schwierigkeiten, überhaupt einen Spitznamen zu bekommen.

Komm, komm… du kannst den Leuten schon sagen, dass du “TomTom” heißt – TomTom, das Navigationsgerät unter Wasser….

TomTom?? Es sollte schon was cooles, passendes sein. Obwohl… TomTom…

Lieber TömTöm? Ist das cooler? 🙂

Jupp, der Abend war lustig. Majki stieß mit uns auch auf unseren Erfolg an, ebenfalls Jonathan war den edleren Tropfen gegen später nicht abgeneigt. Am Anfang noch zurückhaltend genemigte er sich den ein oder anderen Drink aus dem Glas, nur um zum Schluß den Drink gleich aus der Flasche zu nehmen. Auch Majki kam in beschwingte Stimmungslagen und fiel den Leuten der Reihe nach um den Hals (Männer!), was von manchen Leuten als befremdlich aufgefasst wurde.

Grillabend

Grillabend

Der Einzige, der offenbar vernünftig mit Alkohol umgehen kann bin nun eindeutig ICH 🙂

Alkohol ist eine farblose, sich verflüchtigende Flüssigkeit, die beim Vergährprozess von Zucker entsteht und auf bestimmte, auf Kohlenstoff basierende Lebensformen giftig wirkt. (gäääääähn…zzzzzzzz…weck mich wenn der Vortrag vorbei ist…) Du magst damit umgehen können, ich weiß dafür Bescheid. Aber das Bild… das ist jetzt Deine Revanche für Dein Bild mit der Kopfhaube, was?

Ich weiß gar nicht was du willst! Das Bild ist doch nett! Endlich ist mal dokumentiert, dass du nichts freiwillig machst sondern dass man dich zu allem zwingen muss. 🙂

Aber Spaß beiseite, es war ein toller Abend und wir waren wirklich überrascht, wie großzügig und gastfreundlich die Sorben uns Fremden gegenüber waren. Sie werden es hier wohl nicht lesen… aber trotzdem noch mal ein herzliches Dankeschön!

Ja, auch von mir ein Dankeschön. Dieser Abend beendete unseren ersten Besuch am Tauchsee Horka. Wir hatten ein neues Brevet, neue Erfahrungen gemacht und fühlten uns nun gerüstet für den großen Urlaub in Ägypten, der kommen sollte. Und wir fassten den Entschluss, nach dort zurück zu kommen. Unbedingt. Aber bis zum Urlaub sollte es noch ein Weilchen hin sein, trotz allem. Was konnte man in der Zwischenzeit tun?

Am Jahresende – auf ein gutes neues Jahr 2010

Nüchtern betrachtet ist der 31. Dezember ein Datum wie jeder andere Tag auch. Da er aber dazu bestimmt ist, den Jahreswechsel anzuzeigen, hält man gerne mal inne und blickt zurück – und vielleicht auch nach vorne. Der Blick zurück fällt dabei etwas leichter. Gerade was die “Flat Flute Divers” betrifft, ist der Blick nach vorne allerdings etwas schwierig. Im vergangenen Jahr ist sehr viel passiert und die geneigten Leser haben es hier mit verfolgen können. Und im Moment zeichnet sich ab, dass es 2010 genauso – wenn nicht noch mehr – weitergehen wird.

Daher allen Lesern am heutigen Tag ein gelungenes Innehalten, damit wir uns alle gemeinsam in die Herausforderung von 2010 stürzen können.

Frohes neues Jahr!

Facebook-Quiz: Bist Du ein Flat Flute Diver?

Für die Benutzer von Facebook haben wir ein Quiz programmiert, in dem jeder herausfinden kann, ob er nun ein Flat Flute Diver ist oder nicht – und wenn nein, in welche Kategorie er dann gehört. Das ganze funktioniert unabhängig davon, ob man bereits mit dem Tauchen angefangen hat, es sich überlegt oder das eigentlich nie machen wollte. Und wie auch bei diesem Blog gilt die oberste Regel: Nicht zu ernst nehmen! Alles nur Spaß!

Hier geht es zum Facebook-Quiz “Bist Du ein Flat Flute Diver?”

HORKA – Das Tauchparadies in Sachsen Teil 3

Der nächste Tag des Nitrox-Kurses… Mit dem neuen Analysegerät waren schließlich auch die Messungen korrekt, so dass wir zum morgendlichen Nitrox-Tauchgang aufbrechen konnten. Diesmal machten wir eine kleine Runde durch den See, wieder an den Haien vorbei (ich erspare mir jetzt den Kommentar) und theoretisch über das alte Pumpenhaus hinweg. Ich schreibe “theoretisch”, weil die Sicht schlechter geworden war. Wir als OWDs waren an die Tiefenbegrenzung von 18 m gebunden, das Pumpenhaus liegt aber wesentlich tiefer. Bei guter Sicht kann man es aber von oben sehen. Das war uns leider nicht vergönnt, lediglich die Rohre, durch die früher, als der Steinbruch noch in Betrieb war, das Wasser vom Pumpenhaus aus dem Talkessel heraus floss, konnten wir bewundern. Auf dem Rückweg kamen wir noch an einer Biertischgarnitur vorbei. Alles in allem sehr ruhig und entspannt, doch beim Sicherheitsstopp auf 5 m kam es zu einer unfreiwilligen Notfallübung: Ich sah kurz weg, um mich in Position zu bringen – und als ich Annette wieder im Blick hatte, war ihr Regulator weg. Er “schwebte” quasi über ihr, da er abblies und von der ausströmenden Luft hochgedrückt wurde. Während Annette nach ihrem Oktopus griff machte ich einen Satz nach oben und hatte den Regulator mit einem Griff “eingefangen”. Ich drehte das Mundstück nach unten und zum Glück versiegte der Luftstrom. Erst in dem Moment wurde mir bewusst, was ich gerade gemacht hatte. Ich erinnerte mich daran, wie ich beim zweiten Tauchgang des Scuba-Diver-Kurses an Annettes Pressluftflasche klopfen wollte und sie wegen der Unterwasser-Optik verfehlte – und jetzt hatte ich den wesentlich kleineren Lungenautomaten sogar aus der Bewegung heraus erwischt. Nachdem klar war, dass die Situation im Griff war, Annette ein paar Atemzüge aus der alternativen Luftversorgung genommen hatte und dann wieder auf ihren normalen Regulator umstieg, erlaubte ich mir eine kleine verhaltene Freude darüber, dass sich so ganz langsam erste Fortschritte zeigten. Zudem war ich beeindruckt, wie ruhig und zielgerichtet Annette reagiert hatte.

Annette: Liebe Lesenden!

Genau an dieser Stelle möchte ich gerne den sich über Alles selbst lobenden Herrn Reimnitz einmal für eine kleine Zwischenbemerkung unterbrechen! Und die WAHRE Geschichte ans Licht bringen!

Es begab sich nämlich folgende Situation: Wir wollten den Sicherheitsstop machen, und ich passte vermutlich einen Moment nicht auf, jedenfalls kam ich zu dicht an unseren lieben Majki ran. Was sich gleich rächte, denn der machte einen gemütlichen Flossenschlag und trat mir (selbstverständlich unabsichtlich) dabei den Regulator aus dem Mund. Fupp – und das Ding blies ab und war weg. Schön! Nun haben wir alle im OWD Kurs das Zeichen “Ich habe keine Luft mehr” gelernt, und ich fand, dass ich das GENAU JETZT endlich mal anwenden könnte.  Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein! Und jetzt stellen Sie sich vor, was passiert ist. Als “Henne im Korb”, als einzige Frau, umrahmt von zwei starken Männern in einer “Ohne-Luft-Situation”! Ich warf einen Blick nach rechts, einen nach links, die Hand schon fertig parat am Hals,  doch beide Herren beobachteten seelenruhig die Umgebung und KEINER bemerkt, dass die arme kleine Annette keine Luft mehr hat! Tz! Einsam und verlassen! Auf mich selbst gestellt, überlegte ich, wie ich dem nassen Tod entrinnen kann, da fiel mir doch die Situation am Schluchsee wieder ein, als ich damals umständlich nach meinem Regulator gesucht hatte statt den Oktopus zu nehmen. Also gut! Selbst ist die Frau! Dann muss es eben ohne dieses “Keine-Luft-mehr-Zeichen” gehen. Ich nahm meinen Oktopus, verfluchte meine überaus aufmerksamen regte mich wieder ab, da bemerkte Thorsten, dass irgendetwas nicht stimmte. Er fing meinen Hauptregulator wieder ein und gab ihn mir zurück. Da haben wir`s! Wenn man nicht alles selber macht…

Das sind die emanzipierten Frauen von heute… wollen alles selbst machen und so behandelt werden wie jeder andere, aber wehe, sie stehen einmal nicht im Mittelpunkt, dann ist es auch wieder nicht richtig. Seufz, man hat es schon schwer so als Mann in der heutigen Zeit.

ICH bin überhaupt nicht emanzipiert, ja? Also, ich lasse mir gerne die Tür aufhalten, die Koffer tragen, die Tauchausrüstung schleppen, die Flaschen umherwuchten, das Leben retten,  die Wohnung putzen usw. Ich lasse mir vielleicht nicht unbedingt etwas von einem Mann sagen, ich kann eh alles besser als ein Mann, aber emanzipiert? Wie kommst du denn da drauf…

Den zweiten Tauchgang machten wir wieder ohne Begleitung und mit Pressluft. Wir wollten zurück zu der Biertischgarnitur. Nach der Navigationskatastrophe vom letzten Mal Weil wir befürchten mussten, dass ich wieder falsch navigiere Da mein Umgang mit dem Kompass alles andere als geschickt war (weil du überhaupt keinen Orientierungssinn besitzt….) Weil uns die Unterwasserlandschaft so sehr gefiel, beschlossen wir, den blöden Kompass* diesmal wegzulassen und uns “visuell” zu orientieren. Außerdem wollten wir nicht weit gehen, nur bis zu der Biertischgarnitur, die wir beim ersten Tauchgang gesehen hatten, um ein paar Bilder zu machen. Von da aus ging es wieder zurück in den vorderen Bereich des Sees, wo wir uns eine Steinplattform suchten und das Tarieren übten. Genauer gesagt handelte es sich um einen Übungsversuch, denn bei mir funktionierte es nicht so recht. Wir tarierten, was das Zeug hielt, so gut es ging. Dann bemerkten wir, dass die in dem See heimischen Barsche an unserem Übungsplatz auf Nahrungssuche gingen und schossen noch ein paar Fotos. Die Fische ließen sich von unserer Anwesenheit nicht beeindrucken. Im Gegenteil, als ich einmal den Grund aufwirbelte, waren sie sofort da und wühlten nach Essbarem.

Dank unserer ungeahnt professionellen Tarierkünste, bei denen wir fast nie den Boden berührten, (wie es halt auch sein soll), hatten die Barsche ein breites Nahrungsangebot. Besonders die Schneise, die Thorsten in die Steinplattform schnitt als er über diese hinweg in die Tiefe rutschte hatte es den Barschen anschließend besonders angetan. Drive-in für Zackenbarsche!

Die Schwerkraft und ich, wir beide werden bestimmt keine guten Freunde mehr. Und die blöden Fische schienen nur drauf zu warten, dass sowas passierte. Äußerst sympathische Bilder schossen mir durch den Kopf, in denen ich die Barsche auf einem Spieß über dem Feuer braten sah. Nicht dass ich Fisch essen würde, nein, es ging mir nur darum, daneben zu stehen und zu sagen: “Ha-ha! Das habt Ihr jetzt davon!” Und immerhin waren wir für den nächsten Tag von den Leuten der Tauchbasis zum Grillen eingeladen worden, vielleicht könnte man damit das Menü ein wenig erweitern. Aber als ich mein neues Tauchermesser zückte und mich auf die Lauer begab, haute mir Annette auf die Finger. He, ich bin ein Mann! Die Jagd liegt uns sozusagen im Blut! Aber sie war unerbittlich. Na wartet, Ihr Barsche, diesmal seid Ihr noch davongekommen, aber ich werde wiederkommen…

Als bekennender Tierfreund und auch Fischfreud hab ich dir selbstverständlich auf die Finger gehauen. Die Barsche waren zudem viel zu klein, da hättest du den ganzen Tauchsee leerjagen müssen, damit die ganze Rasselbande satt geworden wäre. Jäger und Sammler…pf! Jagen ja, aber Sammeln? Was denn? Blaue Flecken? 🙂 Die Barsche hatten einen Festtag bei unseren eher hilflosen Versuchen, auf den Flossenspitzen zu balancieren. Die Zacken standen vor lauter Freude senkrecht in die Höhe! Gönnen wir ihnen doch diesen besonderen Tag!

*Randbemerkung: Der Kompass ist nur so blöd wie sein Besitzer. Oder anders ausgedrückt: Anwenderfehler 🙂

Nein, kann gar nicht sein, denn diesen Kompass habe ich gebraucht von einer Frau gekauft, kein Wunder, dass der es nicht so hat mit dem Richtung anzeigen. Aber das treib ich ihm schon noch aus, wirst sehen!

Ein Flussbarsch im Tauchsee von Horka

Ein Flussbarsch im Tauchsee von Horka

Wir hatten zwar vor unserer Reise nach Horka mal in Betracht gezogen, möglicherweise noch einen dritten Tauchgang jeden Tag zu machen, doch davon sahen wir ab. Die zwei, die wir machten, reichten uns vollkommen. Und wie sch0n erwähnt hatten uns die Leute von der Basis für den nächsten Abend zum Grillen eingeladen, also machten wir uns auf den Weg in den nächsten Ort, um Einkäufe zu tätigen. Dabei fielen mir einmal mehr die zweisprachigen Ortsschilder und Wegweiser auf. Der Ort selbst gehörte zu der Sorte, die Reisejournalisten gerne mit der Vokabel “pittoresk” umschreiben, ohne wirklich zu wissen, was das eigentlich bedeutet. (weißt DU denn, was das bedeutet??) (Ja, klar!)

Gott sei Dank! Keine 3 Tauchgänge! *ächz! Diese Treppen sind eine Katastrophe! Mit der ganzen Ausrüstung! Kann man da nicht mal einen Treppenlift installieren?

Also, bei der Geschwindigkeit, mit der sich ein Treppenlift vorwärtsbewegt, hätten wir allerhöchstens einen Tauchgang am Tag geschafft, weil wir erst bei Anbruch der Dunkelheit wieder oben angekommen wären. (wenigstens ne klitzekleine Plattform, die hoch und runter fährt? Muss ja kein Lift am Geländer sein…) Aber a propros “Anbruch der Dunkelheit”: Für Jonathan, den AOWD-Schüler, stand an diesem Abend aber noch etwas besonderes an: ein Nachttauchgang. Ich bin mit den beiden an den Einstieg gegangen und habe sie von der Plattform aus beobachtet. Es war faszinierend, die Lichter der Tauchlampen im tieferen Wasser verschwinden zu sehen. In völliger Dunkelheit bin ich dann ohne größere Verletzungen die Treppe zurück zur Basis. Und psst! Verraten Sie das ja nicht Annette, aber irgendwie war ich froh, dass wir die Prüfung schon am Abend zuvor gemacht hatten. (ach, da schau her! Erst die Einrichtung vor lauter Wut zertrümmern und dann nachher froh sein…) He! Wer hat ihr das jetzt verraten? Du? Oder Du? Wer war das? Raus damit, ich will es wissen! Ach DU! Abmarsch, zurück in die letzte Reihe! Immer das gleiche, einer ist immer dabei, der die Klappe nicht halten kann. (war bestimmt ne Frau! Wir können nicht navigieren, sind emanzipiert und außerdem tratschen wir auch noch! 🙂 )

Am Tag darauf sollte noch ein Extra-Nitrox-Tauchgang anstehen, in dem wir ein paar Notfallmanöver erklärt bekommen sollten. Mit Sauerstoff angereicherte Luft mindert zwar die Auswirkungen des Stickstoffs, birgt ihrerseits wiederum ein paar Risiken, auf die man vorbereitet sein sollte. Majki war es wichtig, dass wir wenigstens ein paar Manöver kennenlernen, die man normalerweise erst beim “Rescue Diver” lernt. Uns war das recht. Schließlich kann man nie genug vorbereitet sein.

Flat Flute Divers: Unser neues Logo

Mal wieder ein Beitrag in eigener Sache: Unsere Webseite bekommt ein eigenes Logo. Halessa hat es auf der Basis eines realen Bildes erstellt und eine Menge kreative Energie reingesteckt. Nun wird es Zeit, das Werk der Öffentlichkeit vorzustellen, das bald auch dauerend hier zu sehen sein wird. Also, Applaus für Halessa – hier ist es:

Das Flat Flute Divers Logo

Das Flat Flute Divers Logo

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