Ich hatte mich also entschlossen, nähere Informationen einzuholen.

Der Rest des Tages verlief ruhig. Wir kehrten zum Hotelzimmer zurück und machten uns fürs Abendessen fertig. In Ägypten gehen die Uhren anders – so auch unser Wecker im Zimmer. Je länger wir da waren, desto schneller lief er. Und so kam es, dass wir versehentlich zu früh zum Abendessen erschienen – der Raum war noch nicht geöffnet.

Vor dem Raum ist die große Eingangshalle mit Sesseln und Sofas. Ich nahm mit  Thorsten hier Platz und wir warteten. Mein Blick schweifte durch die Halle – ah ja. Da war ja der Taucherstand. Ich ging hin und holte mir einen Infozettel.

Ich las ihn. Hmmm… “Discover Scuba Diving” stand da. Ein Kurs ohne Brevet – kam nicht in Frage. Wenn schon denn schon. Ich las weiter. Scuba Diver… OWD… AOWD. Leicht irritiert starrte ich den Zettel an. Preise standen da, und wieviel Unterricht man hatte, aber wo lag der Unterschied? Ich fragte Thorsten. Der aber konnte mir auch nicht weiterhelfen – wie auch. Ich wog die Lage ab. Konnte ich es riskieren, unverbindlich am Desk nachzufragen? Ich warf einen Blick hinüber. Inzwischen saß dort ein sympathischer blonder großer junger Mann. Ich überlegte. Wenn man einmal fragt, dann wird man doch regelrecht verfolgt von solchen Typen, dachte ich. Ach, was sollte es. Im schlimmsten Falle würde ich eine Woche verfolgt, dann reisten wir eh ab.

“Weißt du was?”, sagte ich zu Thorsten. “Ich frag einfach mal nach.” Er nickte. Wild entschlossen nahm ich den jungen Mann ins Visier  und steuerte zielstrebig das Desk an. Der junge Mann lächelte mich freundlich an. Ich fragte nach, er erklärte mir (auf Englisch), dass der Scuba Diver sowas wie ein “beschränkter” Tauchschein sei. Man dürfe dann in Zukunft nur mit einem Lehrer tauchen, nicht alleine.

Aha.

Ok, dachte ich. Das ist doch genau das Richtige. Ich verabschiedete mich und lief Richtung Thorsten zurück. Auf dem Weg drehte ich mich um und sah, wie der junge Mann hinter mir her lief. Wußte ichs doch! Kaum spricht man so einen an, schon verfolgen sie einen! Ich beschleunigte meinen Schritt, stolperte aber leider über die Teppichkante des Hotelteppichs und legte mich fast auf die Nase. Hektisch stand ich wieder auf, inziwschen hatte mich der nette Herr natürlich eingeholt. Ob es daran lag, dass ich schon so entschlussfreudig aussah… ich weiß es nicht. Jedenfalls erklärte er uns jetzt in aller Auführlichkeit die Unterschiede. Der Scuba Diver sei auf 12 Meter Tiefe begrenzt. Und man darf noch nicht alleine tauchen. Und man kann darauf aufbauen. Interessiert hörten wir zu.

Nachdem sich der junge Mann verabschiedet hatte, starrte ich Thorsten an. Irgendetwas schien in ihm zu arbeiten, aber ich konnte nicht sagen, was. Ich hatte mich jedenfalls entschieden. 12 Meter, dachte ich. Pf! Das ist doch gar nix. Und Wracks, die liegen ja wohl kaum in 12 Meter Tiefe. Ein Ruderboot vielleicht, ja, aber doch kein Schiff. Geradezu lächerlich! Da müsste das Schiff ja geradezu aus dem Wasser noch herausgucken! Das wird sicher richtig nett, dachte ich. So ein hübsches Riff, bunt und farbenprächtig, dazu schöne Fische, DAS würde mich in 12 Meter Tiefe erwarten. Hier möchte ich doch nochmals erinnern, dass ich mich bis dato noch nie mit der Unterwasserwelt oder dem Tauchen beschäftigt hatte! 🙂

“Ich mach den Scuba Diver”, sagte ich zu Thorsten. Aus irgendeinem Grund sah er missmutig aus. “Machst du mit?”, fragte ich. Thorsten brummte vor sich hin, aber ein “ja” oder “nein” bekam ich nicht zu hören. Lag es am Geld? Schließlich sind die Kurse teuer, und das war eigentlich im Budget nicht geplant. Fehlte ihm der Mut? Es lag an keinem von beiden. Ich hatte den Eindruck, dass er nur noch einen kleinen Schubs brauchte. Irgendetwas schien in ihm ja zu sagen, aber es kam noch nicht durch.

“Wenn du nicht willst, dann ist es nicht schlimm, vorausgesetzt du kannst mich zwei Tage entbehren”, versuchte ich es aus ihm rauszulocken. ” Daran liegt es nicht”, erwiderte er. Hm… er wollte also!

“Thorsten, man lebt nur einmal”, sagte ich ihm. ” Wenn du das genauso willst wie ich, dann mach es doch einfach. Was sollte dich denn daran hindern?” Das war wohl das Zauberwort. Er willigte ein.

Aufgeregt rannten wir zum Desk und wollten uns gleich anmelden. Der blonde junge Mann lächelte über so viel Eifer und sagte uns, dass wir am nächsten Tag zur Tauchschule gehen sollten um uns dort anzumelden. Meine Güte waren wir aufgeregt!

Am nächsten Morgen überdachten wir alles nochmal, aber wir waren nicht mehr davon abzubringen. Wir schlangen das Frühstück hinunter und gingen sofort zur Tauchschule. Dort nahm uns der Chef in Empfang. Wir füllten die Anmeldungen aus, erhielten Lehrbücher und wurden vor einen Fernseher gesetzt. Huch? Auf Englisch lief ein Lehrfilm über das Tauchen. Ich war leicht erstaunt? Sollte das etwa die Theorie sein? Sie war es. Gute zwei Stunden saßen wir vor der Glotze. Nachdem wir fertig waren, erklärte uns der Basisleiter, dass wir um halb eins wieder da sein sollten, da wir dann unsere Tauchlehrerin treffen würden und wir würden eingekleidet. Alles klar. Wir gingen zum Zimmer zurück, heftig am diskutieren über das Gesehene und über das, was folgen würde.

Im Zimmer angegekommen blätterten wir ein bisschen im Buch (Bilder!!), denn wir hatten nur noch 20 Minuten Zeit. Schließlich packten wir zusammen und gingen zur Tauchschule zurück.