Ainhoa Pérez Puyol (links), Vertreterin des spanischen Umweltministeriums erhält am 4. August 2014 von Sigrid Lüber (rechts), Präsidentin von OceanCare, die Petition von OceanCare und AVAAZ überreicht. Bild: OceanCare

Ainhoa Pérez Puyol (links), Vertreterin des spanischen Umweltministeriums erhält am 4. August 2014 von Sigrid Lüber (rechts), Präsidentin von OceanCare, die Petition von OceanCare und AVAAZ überreicht. Bild: OceanCare

Der britische Ölkonzern Cairn Energy zieht seine vier Ölexplorationslizenzen für den Golf von Valencia vor den Balearen, Spanien, zurück. Es handelt sich dabei um den zweiten grossen Rückschlag für die Ölindustrie in Spanien binnen weniger Monate, nachdem Repsol seine Ölförderpläne vor den Kanaren gestoppt hatte. Denn beide Entscheidungen erfolgten vor dem Hintergrund intensiver Bürgerproteste, getragen von zivilgesellschaftlichen Gruppen, Lokalpolitikern und dem Privatsektor, die sich in der Alianza Mar Blava (Balearen) beziehungsweise Save Canarias zusammenschlossen und von zahlreichen internationalen Umweltschutzgruppen unterstützt wurden, darunter OceanCare.

Die Schweizer Meeresschutzorganisation OceanCare und der Natural Resources Defense Council (NRDC) mit Sitz in den USA begrüssen die Entscheidung von Cairn Energy. Beide Organisationen betonen aber, dass die Umsetzung internationaler Beschlüsse in Bezug auf seismische Öl- und Gasexploration unbedingt verbessert werden müsse.

„Viele Staaten drücken bei diesen Aktivitäten beide Augen zu und bahnen der Ölindustrie den Weg zu möglichen Bohrungen, da es hier um sehr grosse Geldsummen geht. Die Gefährdung von Arten und der Meeresumwelt durch den Unterwasserlärm seismischer Luftdruckkanonen wird in keiner Weise angemessen behandelt oder genügend ernst genommen“, kritisiert Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. Bei der Suche nach Ölvorkommen im Meeresboden erzeugen diese Luftdruckkanonen alle 10 bis 15 Sekunden Explosionen mit bis zu 260 dB, und das über mehrere Wochen oder sogar Monate.

„Manche Staaten verlangen nicht einmal ordentliche, im Vorhinein durchgeführte Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs). Und das obwohl die Ölindustrie in immer sensiblere Gebiete vordringt, wie die Tiefsee oder sogar in anerkannte Schutzgebiete mit grossem ökologischen Stellenwert. Diese Situation ist nicht haltbar und inakzeptabel“, sagt Michael Jasny, Direktor des Marine Mammal Protection Projects von NRDC. So erteilten beispielsweise die kroatischen Behörden dem Explorationsunternehmen Spectrum die Bewilligung für seismische Explorationen in der Adria ohne vorherige UVP. Die Explorationen begannen im August 2013 und dauerten mehrere Monate. Auch die griechischen Behörden forderten keine UVP vor seismischen Aktivitäten im Hellenischen Graben, einem für Wale wichtigen Tiefsee-Canyon.

Die Initiativen von OceanCare, NRDC und Alianza Mar Blava für den Schutz der Meerestiere vor den Balearen vor dem tödlichen Unterwasserlärm wurden unter anderem von der Kampagnenorganisation AVAAZ unterstützt. Im Sommer 2014 konnten mehr als 150 000 Protestunterschriften an das spanische Umweltministerium übergeben werden. Im Zuge der öffentlichen Begutachtung erhoben 128 000 Personen – davon 117 000 Bewohner der Balearen – schriftlich Einspruch gegen das Projekt von Cairn Energy. Diese Resonanz zeigt den grossen Widerstand der Inselbewohner gegen Ölsuche und Ölförderung in einer der weltweit attraktivsten Tourismusdestinationen.

Die Gefahr ist allerdings noch nicht gebannt. Zwei weitere Ansuchen anderer Unternehmen, vor den Balearen und im Golfe du Lion nach Öl zu suchen, sind hängig. Auch Cairn Energy hat erklärt, weiterhin an der Suche nach Kohlenwasserstoffen im Golfe du Lion und im Golf von Biskaya interessiert zu sein und auch die Gewässer vor Senegal ins Visier zu nehmen. Daher bleibt das Problem bestehen, solange die Entscheidungsträger keine angemessene Regulierung der Aktivitäten der Ölindustrie auf globaler Ebene in die Wege leiten. Die zivilgesellschaftlichen Bewegungen und die lokalen Gemeinden blieben die Hüter der Meere, während gerade in Zeiten des Klimawandels über die Fortsetzung der Suche nach fossilen Brennstoffen diskutiert werden müsse, so Lüber.

Links und weiterführende Informationen

Quelle: OceanCare