Let's Wasser!

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12.10 Uhr: Die Ölpest im Roten Meer – Update von der HEPCA

Am gestrigen Abend hat die HEPCA (Hurghada Environmental Protection and Conservation Association) eine vorläufig abschließende Mitteilung herausgegeben, um den Stand der Dinge klarzustellen. Demnach ist das Naturschutzgebiet nördlich von El Gouna tatsächlich am Stärksten betroffen. Riffe im Tauchgebiet um Hurghada und El Gouna sind entgegen ersten Mitteilungen doch nicht verschmutzt und der normale Tauchbetrieb wurde wieder aufgenommen. Über 90 % der Strände der beiden Städte sind mittlerweile sauber.

Es steht nun fest, dass das Öl aus einer Bohrplattform im Roten Meer, etwa 50 Seemeilen nördlich von Hurghada ausgelaufen ist. Das Leck entstand am Mittwoch, den 16. Juni und ist mittlerweile wieder abgedichtet. Allerdings gibt es immer noch keine offiziellen Angaben zu den Verantwortlichen für die Katastrophe. Auch wird es noch etwas dauern, bis die entstandenen Schäden in dem Naturschutzgebiet erfasst worden sind. Die HEPCA fordert die ägyptische Regierung auf, ihre Politik in Bezug auf Ölbohrkonzessionen zu überdenken, besonders in der Nähe von Naturschutzgebieten, Habitaten oder Touristenzentren.

Artikel zur Ölpest im Roten Meer bei flatflutedivers.de:

12.10 Uhr: Ölpest vor Hurghada und El Gouna im Roten Meer

12.10 Uhr: Die Ölpest im Roten Meer – Chronologie einer Katastrophe

12.10 Uhr: Die Ölpest im Roten Meer – Chronologie einer Katastrophe

Mit einem weiteren Tag Abstand zeigt sich nun der Ablauf der Ereignisse der Ölpest im Roten Meer, über die gestern schon in diesem Blog berichtet wurde. Allerdings flossen die Informationen von Ägypten nach Europa ein bisschen langsam. Im Moment stellt sich die Situation so dar:

  • vermutlich Montag, 14. Juni 2010 oder Dienstag, 15. Juni 2010
    Mittwoch, 16. Juni 2010

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Video: HEPCA

An einer Offshore-Plattform im Roten Meer 40 Kilometer nördlich von El Gouna (unbestätigten Berichten zufolge an der Bohrinsel Jebel al-Zayt) kommt es zu dem, das später von der Ölindustrie als “minor lekage” (“kleineres Leck”) bezeichnet wird: Erdöl tritt aus und treibt von dort aus auf die Küste von Ägypten zu. Im Verlauf der Woche wird der Ölteppich im offenen Meer gesichtet. Allerdings wird die Öffentlichkeit nicht informiert, während daran gearbeitet wird, das Leck wieder zu schließen. Später heißt es, am Donnerstag, den 17. Juni sei dies definitiv gelungen.
Ein Taucher, der auf der Webseite der “Süddeutschen Zeitung” einen Kommentar hinterlässt, berichtet von einem Tauchgang am 15. Juni am Riff Ras Nasrani um ca. 16.20 Uhr, bei dem er Druckwellen von zwei Explosionen im Abstand von etwa 10 Minuten gespürt zu haben glaubt (Update: Nach dieser neuen Stellungnahme von der HEPCA habe sich die Katastrophe selbst am Mittwoch, den 16. Juni ereignet, damit kann was auch immer der Kommentator bei dem Tauchgang bemerkt haben will nicht im Zusammenhang mit dem Unglück stehen).

  • Freitag, 18. Juni 2010

Der Ölteppich trifft auf die Küste bei El Gouna und Hurghada. Die Bewohner der Orte werden davon völlig überrascht. Die Gesamtlänge des Ölteppichs wird von der Organisation HEPCA (Hurghada Environmental Protection and Conservation Association) später mit 160 Kilometern angegeben, neben den Touristenzentren ist ein Naturschutzgebiet betroffen, das weiter nördlich liegt und für die Öffentlichkeit gesperrt ist.

  • Samstag, 19. Juni 2010

Die Hotelbesitzer der betroffenen Orte wenden sich an die lokale Regierung für Hilfe. Es werden Ölsperren errichtet, doch die Bewohner helfen sich auch selbst: der verschmutzte Sand wird von den Stränden abgetragen. Am schlimmsten hat es die Inseln El Luhaimat and Tawila im Naturschutzgebiet getroffen. Der erste Artikel über die Katastrophe wird von einer lokalen Nachrichtenwebseite veröffentlicht. Noch immer ist nicht bekannt, wo das Öl herkommt und falls es sich um ein Leck handelt, ob dieses mittlerweile abgedichtet wurde. Hotelbesitzer in Hurghada und El Gouna kündigen an, Klage einreichen zu wollen, da ihre Strände massiv geschädigt seien und sie Stornierungen befürchten.

  • Sonntag, 20. Juni 2010

Die lokale Regierung reagiert mit dem Einsetzen eines Krisenstabs, während die Strände weiter gereinigt werden. In einem neuen Artikel wird zwar auf die Maßnahmen eingegangen, aber noch immer nicht darüber berichtet, woher das Öl kommt und ob es weiterhin ins Rote Meer fließt. Im gleichen Artikel kommt ein Parlamentsmitglied zu Wort, dass das Krisenzentrum zur Bekämpfung der Verschmutzung des Roten Meeres als nicht ausreichend gerüstet für eine solche Katastrophe beschreibt. Über die Nachrichtenagentur AFP wird zum ersten Mal international von der Ölpest berichtet. Hier wird auch zum ersten Mal eine Offshore-Plattform als Verursacher der Verschmutzung genannt, allerdings nicht welche, und welches Unternehmen verantwortlich ist.

Noch am selben Abend verkündet der für die Region Rotes Meer zuständige Gouverneur Magdi Kobeisi, dass die Strände von El Gouna und Hurghada wieder sauber seien und die kurzzeitig geschlossenen Tauchbasen wieder öffnen würden.

  • Montag, 21. Juni 2010

Die deutsche Tauchercommunity mySeastar schickt eine Mail an ihre Mitglieder und fragt aufgrund der AFP-Meldung nach, ob jemand von den Mitgliedern gerade in Hurghada ist und bestätigen kann, dass es dort eine Ölpest gibt. HEPCA hat zu diesem Zeitpunkt noch keine Informationen auf ihrer Webseite. Eine Anfrage von flatflutedivers.de wird nicht beantwortet.

  • Dienstag, 22. Juni 2010

Das Thema ist schließlich in den deutschen Medien angekommen. Webseiten von mehreren Zeitungen berichten darüber, und die Nachricht kommt auch im Radio. Noch immer gibt es allerdings Widersprüche. Die offizielle Information lautet, dass das Leck an der Plattform geschlossen sei und nur ungefähr 30 bis 40 Barrel Öl ins Meer geflossen seien. 35 Barrel Öl sind etwa 5.600 Liter, und Öl verteilt sich im Wasser sehr gut, da es sich nicht mischt. Das erklärt die Größe des Ölteppichs. Außerdem sind nicht nur die Strände der Küstenstädte betroffen, sondern auch die Korallenriffe im offenen Meer. Nach den Angaben der EEAA (Egyptian Environment Affairs Agency) sind die Riffe El Fanadir, Abu Kalawa, El Sakwa, El Araq und Abu Sadaf mit Öl verschmutzt. (Update: In der neuesten Mitteilung – siehe unten – ist davon keine Rede mehr.) Es wird noch einige Zeit dauern, bis bei diesen alle Folgen der Ölpest beseitigt sind. Außerdem wurden verschmutzte und verendete Tiere gefunden. Der Schaden ist hier noch nicht absehbar.

Der HEPCA-Biologe Ahmed el-Droubi wird zitiert, dass das Leck an der Ölplattform nicht geschlossen sei, sondern dass er benachrichtigt worden sei, dass weiterhin Öl auslaufe. Ob das stimmt und wie sich die Situation weiterentwickelt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen müssen. In den offiziellen Verlautbarungen wird immer noch nicht gesagt, welche Firma verantwortlich ist. Das lange Verschweigen der Katastrophe erklären sich die Medien dadurch, dass am Roten Meer in Kürze die Haupttouristensaison beginnt und man Einnahmeausfälle durch Stornos befürchtete.

  • Mittwoch, 23. Juni 2010

Am späten Abend verschickt die HEPCA per eMail ein Update, das ein paar Dinge klarstellen soll, auch wenn andererseits noch Fragen offenbleiben.

(Video in diesem Beitrag gefunden über Twitter)

12.10 Uhr: Ölpest im Roten Meer vor Hurghada und El Gouna

Nun ist es offiziell: Aus einer Ölbohrplattform im Roten Meer, nördlich von Hurghada und El Gouna ist vor rund einer Woche durch eine Leckage Öl ausgetreten und bedroht die Strände Ägyptens. Erst gestern Abend wurde der Vorfall von der ägyptischen Regierung bestätigt. Die Menge des ausgetretenen Öls sei “begrenzt”. Von welcher Plattform das Öl ausgetreten sei und welche Firma diese betreibt, wurde nicht bekannt gegeben. Unklar ist auch, ob weiterhin noch Öl austritt. Die Umweltorganisation HEPCA will neues Öl gesichtet haben, während es von offizieller Seite heißt, das Leck sei abgedichtet.

Besonders betroffen sei offenbar ein aus mehreren Inseln bestehendes Naturschutzgebiet 100 km nördlich von El Gouna. Die Inseln dort sind für die Öffentlichkeit gesperrt. Der Ölteppich erreichte am letzten Wochenende die Strände von El Gouna und den nördlichen Teil Hurghadas. Die Strände einiger Hotels mussten für den Badebetrieb gesperrt werden und Tauchbasen berichten, dass das Tauchen an ihren “Hausriffen” (also Riffen, die den Basen direkt vorgelagert sind) nicht mehr möglich war. Unzählige Meeresvögel, Schildkröten und andere Meerestiere seien bereits verendet. Die Strände sind offenbar von den Hotelbetreibern mittlerweile weitestgehend gesäubert worden, allerdings wird es sehr viel länger dauern, die Inseln und Korallenriffe vom Öl zu befreien.

Die ausgetretene Menge an Öl wird mit 30 bis 40 Barrel angegeben. Der Ölteppich soll eine Größe von 160 Kilometern haben.

Update: Wie aus diesem Artikel hervorgeht, traf der Ölteppich die Küstenbewohner tatsächlich völlig unvorbereitet. Am Freitag, den 18. Juni hat demzufolge das Öl zum ersten Mal die Küste bei El Gouna erreicht. Allerdings werden hier widersprüchliche Angaben über das Ausmaß des Ölteppichs gemacht, da davon berichtet wird, dieser habe von El Gouna bis “Sahl Hashish” gereicht. Das “Sahl Hashish” ist ein Hotel südlich von Hurghada, damit würde der Ölteppich eine Gesamtlänge von etwa 40 Kilometern haben, im Artikel ist von 20 Kilometern die Rede.

Allerdings sind auch einige Korallenriffe, die regelmäßig von Tauchbooten angefahren werden, von der Katastrophe betroffen. Nach den Angaben der EEAA (Egyptian Environment Affairs Agency) sind El Fanadir, Abu Kalawa, El Sakwa, El Araq und Abu Sadaf mit Öl verschmutzt. Das ägyptische Parlamentsmitglied Magdi Allam sagte zudem, es sei “das zehnte Mal“, dass in dieser Region eine solche Katastrophe passiere. Zwar gäbe es deswegen ein Zentrum gegen die Verschmutzung des Roten Meeres, aber dieses sei für solche Krisen nicht ausgerüstet.

Update 2: Interessant in dem Zusammenhang ist, dass bereits am Sonntag Abend (20. Juni) der für die Region Rotes Meer zuständige Gouverneur Magdi Kobeisi verkündete, dass die Spuren der Ölpest beseitigt seien und Strände und Tauchcenter wieder geöffnet werden. Trotzdem dauerte es noch 24 Stunden, bevor erste Meldungen darüber bei uns in Deutschland auftauchten, und nochmal 12 Stunden, bevor sich die großen Medien der Sache annahmen. FlatFluteDivers.de hatte bereits gestern Kenntnis von dem Ölteppich erlangt und auch bei der Umweltorganisation HEPCA (Hurghada Environmental Protection and Conservation Association) nachgefragt, aber keine Antwort bekommen. Die HEPCA hat heute auf ihrer News-Seite über die Katastrophe berichtet. Sie gibt die Zahl der gereinigten Strände mit “über 90 Prozent” an, soweit es Hurghada und die Region nördlich davon betrifft. Bei den Inseln Um El Luhaimat und Tawila, die 30 Meilen nördlich von Hurghada liegen, wird es noch einige Anstrengungen brauchen. Die HEPCA fordert zudem von der ägyptischen Regierung, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um solche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden. Auch sei es nicht hinzunehmen, dass die Ölindustrie den Vorfall als “minor lekage” (“kleineres Leck”) bezeichne, denn ein solches könne sowohl die natürlichen Resourcen als auch die Tourismusindustrie nachhaltig schädigen.

In diesem Artikel der FlatFluteDivers findet sich eine Übersichtskarte rund um El Gouna, hier sind die oben genannten betroffen Riffe, sowie die Insel Tawila eingezeichnet.

Ägypten 2009 und der AOWD – Abschluss

Anfang Dezember 2009 kamen wir aus Ägypten zurück, gerade rechtzeitig, um in die erste strenge Kältephase dieses Winters zu geraten und den Weg vom Flughafen zurück durch einen Schneesturm zu machen. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass dieser Schneesturm nur der Anfang von etwas sein sollte, das uns noch ein bisschen Kopfzerbrechen machen würde.

Erstmal galt für uns: Der “Advanced Open Water Diver” war abgeschlossen. Und wir hatten ein paar wichtige Erfahrungen gemacht und natürlich ein paar schöne Erinnerungen mitgenommen. Bevor die Geschichte weitergeht, deswegen an dieser Stelle ein kurzer Videofilm mit einigen Eindrücken aus dem Roten Meer. Viel Vergnügen!

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AOWD – Die Rückkehr nach Ägypten

Endlich war es so weit: Quasi zur Feier des 1jährigen Bestehen der “FlatFluteDivers” waren wir wieder in Ägypten, wieder in El Gouna, und wieder im “Sheraton Miramar Resort“. Das brachte ein paar Vorteile mit sich, wir waren fast augenblicklich auch “geistig” wieder dort angekommen, kannten uns aus und wurden außerdem während des Aufenthalts zu einer abendlichen Cocktailparty eingeladen. Gott sei Dank war der Dresscode für die Cocktailparty “smart casual”, was man mit “gehobene Gelegenheitskleidung” übersetzen kann, wenn man wie ich gern mit Worten spielt. Soll heißen, Jeans ging in Ordnung, solange sie keine Löcher hatte. Was für ein Glück, denn ich hatte meinen nicht-existenten Anzug zu Hause gelassen – und für Annettes nicht-existentes Abendkleid gilt das gleiche.

Auch die Tauchbasis des Hotels war uns schon bekannt. Bei TGI kann man Tauchgänge und Kurse im Voraus im Internet buchen und dabei die genauen Tage festlegen. Das bringt preislich nochmal einen Vorteil und erspart einem die Organisation vor Ort. Wenn man ankommt, hat man bereits eine Nachricht der Tauchbasis vorliegen, die einen willkommen heißt und darauf aufmerksam macht, dass man die Ausrüstung vorbeibringen kann. Wir hatten diesmal den Urlaub etwas verlängert und daher ein “großes Paket” genommen – 10 Tage mit je zwei Tauchgängen. Außerdem hatten wir den “Advanced Open Water Diver”-Kurs gebucht, was nochmal drei Tage mit je zwei Tauchgängen wären.

TGI-Tauchbasis im Sheraton Miramar Resort, El Gouna

TGI-Tauchbasis im Sheraton Miramar Resort, El Gouna

Noch am Tag der Anreise brachten wir unsere Tauchausrüstung auf der Basis vorbei. Das Mitnehmen eigener Ausrüstung im Flugzeug war bei unserer Fluglinie (Condor) kein Problem, man musste es lediglich im Voraus buchen. Auf der Tauchbasis selbst gibt es Möglichkeiten, die Ausrüstung aufzubewahren, auch an solchen Tagen, an denen man nicht taucht. Wir hatten unsere Tauchgänge so geplant, dass es in der Mitte einen Tag ohne Ausflug geben sollte, und es war praktisch, dass wir nicht wegen diesem einen Tag unsere Ausrüstung im Hotelzimmer deponieren mussten. Wir hatten bei der Basis bereits in der Online-Anmeldung das Angebot “Nitrox for free” ausgenutzt, so dass wir wir statt mit Pressluft die ganzen Tage über mit “enriched air” tauchen würden. Die Flaschen hatten eine Standardgröße von 12 Litern, was sich für manche von uns noch als verhängnisvoll herausstellen sollte.

Die Basis fuhr jeden Tag mit dem Boot raus – in El Gouna gibt es leider (noch) keine Hausriffe. Im Gegensatz zum Jahr zuvor war es aber nicht mehr getattet, die Tour vom Steg des Hotels aus zu starten, so dass wir jeden Morgen mit einem kleinen Bus an die Marina gefahren wurden, wo unser Tauchboot, die ABYDOS 2, auf uns wartete. Eine Tagestour lief so ab, dass in der Regel zwei verschiedene Tauchplätze nacheinander angefahren wurden. Dazwischen gab es von der Besatzung zubereitetes Essen, am Abend, auf der Rückreise, meistens noch einen kleinen Nachtisch.

Die Besatzung war extrem bemüht um die an Bord befindlichen Taucher und Schnorchler, sie halfen einem, die Ausrüstung, hauptsächlich das Jacket, anzulegen; wenn man vom Tauchgang zurückkehrte, nahmen sie einem noch auf der Plattform am hinteren Teil des Bootes die Flasche ab und versorgten sie. Sie nahmen auch Flossen und Kameras vor dem Aufstieg die Leiter hinauf in Empfang. Die Kameras wanderten sofort in einen Eimer mit klarem Wasser, damit sie ordentlich abgespült und vom Salz befreit wurden.

Die ABYDOS 2

Die ABYDOS 2

Die ABYDOS 2 ist ein Tauchboot, wie man sie auf dem Roten Meer häufig antrifft: Sie hat drei Decks, ein offenes Oberdeck, ein Zwischen- und ein Unterdeck. Auf dem Oberdeck sind Bänke und Matten, wo sich die Taucher zwischen den Tauchgängen aufhalten und ausruhen konnten, auf dem hinteren Zwischendeck befindet sich die Bank, wo die Taucher die Ausrüstung anlegten, wo die Flaschen und die Boxen mit der Ausrüstung gelagert und die Taucheranzüge aufgehängt werden, außerdem ist hier die Plattform, die als Ein- und Ausstieg ins Wasser dient. Das vordere Zwischendeck  ist geschlossen, hier ist ein weiterer Aufenhaltsraum mit Bänken und verschiedenen anderen Dingen, einem Fernseher, Büchern über das Rote Meer und seine Bewohner. Und die Kühlbox mit den Getränken wird hier aufbewahrt. Seitlich an dem Raum befinden sich zudem zwei Toiletten für den nach dem Tauchgang obligaten “Miktionsgang“. Das Unterdeck ist der Besatzung vorbehalten und nur über eine Treppe des geschlossenen Bereichs des Zwischendecks zu erreichen.

ABYDOS 2: Oberdeck und Führerstand

ABYDOS 2: Oberdeck und Führerstand

Auf dem Boot fahren bei den Touren verschiedene Divemaster und Instructors mit. Obwohl es eigentlich die Hauptaufgabe der Divemaster ist, Touren zu führen, machten das die Instructors auch, wenn sie keinen Kurs zu bertreuen hatten. Die Divemaster entschieden dabei auch, wen unter den Tauchern man eventuell auch ohne Führung auf einen Tauchgang lassen konnte. Ansonsten wurden Gruppen eingeteilt, die mit je einem “Guide” unterwegs waren.

ABYDOS 2: "Rüstbank"

ABYDOS 2: "Rüstbank"

Unser geplanter Ablauf war, dass wir am nächsten Tag einen Tauchausflug mitmachen würden, um uns an das Tauchen im Roten Meer zu gewöhnen. Gleich im Anschluss sollten die drei Tage des nächsten Kurses kommen: “Advanced Open Water Diver”. Dabei handelt es sich um eine Art “Zwischenstufe”, die dazu dient, dass Taucher, die schon ein paar Tauchgänge gemacht haben, die Tiefenbeschränkung von 18 Metern auf 30 Meter verschieben können und außerdem einen Einblick bekommen, welche Spezialkurse PADI anbietet und was sie einem selbst bringen. Vorgeschrieben sind fünf Tauchgänge, von denen jeder ein bestimmtes “Thema” hat, Pflicht und Kern des AOWD ist dabei der so genannte “Tieftauchgang”, die anderen Tauchgänge können vom Schüler in Absprache mit dem Instructor bestimmt werden.

ABYDOS 2: Taucherplattform

ABYDOS 2: Taucherplattform

Ich möchte mich hier auf den Tieftauchgang konzentrieren, der wie gesagt die Hauptsache des Kurses ist. Dabei soll dem Schüler klargemacht werden, was es bedeutet, tiefer als 18 Meter zu tauchen, und er soll lernen, was er zu beachten hat. Stichwort ist hier natürlich der so genannte “Tiefenrausch”. Unser Instructor hatte sich für den Tieftauchgang eine Stelle ausgesucht, an der man tatsächlich 30 Meter Tiefe erreichen kann, an einem Abhang bei Marsa Abu Kalawa. Das erste, was uns beim Abstieg in diese Tiefe auffiel, hatten wir schon beim Schnuppertauchgang in Horka erlebt: das Atmen wird zunehmend schwerer. Als uns der Instructor anwies, dass wir uns in den Sand setzen sollten, zeigte mein Tauchcomputer eine Tiefe von 29,6 Metern. Hier sollten wir verschiedene Aufgaben lösen.

Annette: In der Tat. Wie Thorsten schon sagte. Da es im Roten Meer auf 30 m noch genauso taghell ist wie an der Oberfläche entgeht einem die Tatsache, dass man so tief ist. Der Abstieg ging auch schneller, als ich dachte. Wir kamen über eine kleine Halde und dort merkte ich plötzlich, dass ich kurzatmig wurde. Zuerst war ich etwas irritiert, nach Blick auf meinen Tiefenmesser war mir alles klar. Ich ließ mich auf den Meeresboden sinken und machte mir klar, dass das jetzt völlig normal war und kein Grund zur Sorge bestand. Trotzdem empfand ich das Gefühl etwas beklemmend.

Aufgabe Nummer eins war noch relativ einfach: Der Instructor reichte jedem von uns eine Schreibtafel, auf der drei Kreise gemalt waren. Wir sollten in jeden Kreis ein “X” malen, und zwar so, dass wir möglichst nah an den Kreis kamen, aber nicht über die Kreislinie hinaus. Das erforderte Konzentration, war aber machbar.

Aufgabe Nummer zwei erwischte meine Achillesferse – Mathematik. Auf der Tafel hatte der Instructor verschiedene “Bandwurm-Rechenaufgaben” geschrieben (im Stil von “150 + 24 – 83 + 16…” usw), die wir im Kopf ausrechnen mussten. Und ich war stets bemüht, die gestellten Aufgaben zu lösen.

…hatte sich stets bemüht! Du weißt, was das in Beurteilungen heißt. 😉

Aber Spaß beiseite. Ich bin immer gut in Mathe gewesen. Aber trotzdem merkt man in 30 m Tiefe, dass man sich richtig konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Wir mussten auch noch die 9er-Reihe rückwärts schreiben, (90-81-72…). Die 9er Reihe ist mit die Einfachste…aber selbst da merkte ich, wie ich hängen blieb als es in Richtung 54 und 45 ging. Dieser Zahlendreher verwirrte mich um ein Haar. 😉

Ja, und ausgerechnet ich Mathe-Legastheniker lief zur Hochform auf. Es gibt nämlich einen Trick bei der 9er-Reihe, den mir natürlich niemand bisher erklärt hat (in fast 40 Jahren!!). Deswegen ist die 9er-Reihe im kleinen Einmaleins eigentlich die einfachste. Aber warum auch sollte mir Mathe aus Versehen mal einfach gemacht werden? Dort, in 30 m Tiefe, fiel es plötzlich auf, als ich die Zahlen aufschrieb… 90 – 81 – 72 – 63… Ja, man muss nur die Zahlen von 9 bis 0 an die Zehnerposition schreiben, und dafür die Zahlen von 0 bis 9 an die Einserposition, schon stimmt’s. Vielleicht sollte ich Prüfungen, in denen Matheaufgaben gestellt werden, in Zukunft unter dem Einfluss von Stickstoff schreiben?

Aufgabe eins und zwei führte einem vor Augen, dass man keinen voll ausgeprägten “Tiefenrausch” braucht, sondern dass das Denken und die Konzentration generell schwerer fiel, als an Land. Der Tiefenrausch, der sich weder bei mir, noch bei Annette einstellte, war in dem Fall “nur” noch eine zusätzliche Gefahr, auf die man achtgeben musste.

Aufgabe Nummer drei hatte mit den Auswirkungen des Wassers auf die Optik zu tun. Wir sollten eine Frucht erkennen, die uns der Instructor präsentierte. Das Ding sah merkwürdig aus, es war eiereckig, prall und von schmutzig-grüner Farbe. Das Aussehen machte mich zunächst ratlos, bis mir der Fruchtstempel ins Auge fiel. Sollte das etwa…

…eine Tomate sein? Ja, so war es. Dadurch, dass das Wasser Farben resorbiert, ist die Farbe rot schon noch ein paar Metern Tiefe praktisch nicht mehr vorhanden. Deswegen erschien die Tomate grün, obwohl sie an der Oberfläche rot war.

Mathematik sehr gut, Biologie mangelhaft. Also ehrlich! Da sagt uns der TL, er würde uns unter Wasser eine FRUCHT zeigen. Sicher ist eine Tomate eine Strauchfrucht, aberrrrrr… ich setzte das Wort Frucht mit OBST gleich. Und in 30 m Tiefe war ich leider nicht mehr so flexibel, über die mehrfache Bedeutung des Wortes FRUCHT nachzudenken. Der Farbe nach hätte es für mich eine Kiwi sein können, aber Kiwis haben Haare. Sehr glatt war die Oberfläche. Nektarine? Zu elastisch dafür. Ich kam auf keinen grünen Zweig, haha. Da ich den Eindruck hatte, dass man auf mich wartete schrieb ich halt irgendwas hin. Auf Tomate wäre ich sowieso nicht gekommen.

Du hättest als letzte Möglichkeit noch die Geschmacksprobe machen können… das hätt ich gern gesehen. Nein, eigentlich hätt ich es gern gesehen und fotografiert, Annette, die in 30 m Tiefe eine Tomate isst. Genau genommen hätte ich es gern gesehen, fotografiert, und dann das Gesicht von unserem Instructor fotografiert. Und immerhin: Gesalzen wäre die Tomate schon gewesen.

Nachdem wir die Aufgaben mehr oder weniger gelöst hatten, machten wir uns auf den Rückweg, mit einem ganz entspannten Tauchgang. Wir waren froh, wieder weiter nach oben zu kommen, wo das Atmen nicht so anstrenged war. Nachdem wir unsere fünf Spezialtauchgänge und die Lektionen dazu erledigt hatten, war es amtlich – wir hatten die nächste Stufe erklommen in unserer Tauchausbildung. Damit hatten wir uns unter anderem das Privileg erarbeitet, irgendwann auch ohne Guide auf einen Tauchgang zu gehen. Stolz schickten wir unseren Erfolg per elektronischer Datenverarbeitung an die Heimat, an unsere heimatliche Tauchschule. Und dann sollte es so richtig losgehen – das Rote Meer stand uns offen, und wir wollten es erkunden. Wir hatten keine Ahnung, was wir noch so alles erleben würden…

Unterwasserfotografie – Eine Einführung

Als der Tauchsport anfing, für breitere Massen interessant zu werden, gab es bereits Souvenirjäger, die an ihre Tauchgänge unbedingt Andenken haben wollten und dies damit erreichten, dass sie Fische fingen oder harpunierten oder Korallen, Steine, Muscheln, ja, ganze Wrackteile mit sich nahmen. Im Laufe der Zeit wurde dieser Trend durch die Unterwasserfotografie verdrängt, zum Glück, muss man sagen, denn wie wir heute wissen, sind Fischbestände gefährdet und Korallen brauchen eine sehr lange Zeit, um nachzuwachsen, nachdem jemand etwas abgebrochen hat. Doch die Unterwasserfotografie musste – genauso wie das Tauchen selbst – erst einmal “Massetauglich” werden. Die erste Zeit gab es nur sehr teure und sehr schwere, hinderliche Ausrüstung. Allein die Tatsache, dass moderne Kameras nur noch einen Bruchteil der Größe alter Kameras haben und trotzdem sehr gute Bilder liefern, hat hier sehr geholfen. Und auch die Hersteller haben mittlerweile das Potential erkannt, das hier steckt. Doch bevor man drauflos geht (bzw. im Internet drauflos surft) und sich eine Ausrüstung zulegt, sollte man gewisse Überlegungen anstellen. Hier im FFD-Blog wollen wir mit diesem Artikel eine Reihe über die Unterwasserfotografie beginnen und mit eigenen Erfahrungen anreichern. Zuerst aber ein paar allgemeine Dinge.

Unterwasserfotografie

Unterwasserfotografie

Das Fotografieren unter Wasser bringt ein paar Tücken mit sich, die man an Land nicht unbedingt hat. Tücke Nummer 1: Man ist unter Wasser. Fotoapparate mögen das nicht. Stumm leidend hauchen sie ihr elektronisches Leben aus, wenn Wasser in sie eindringt. Daher braucht man entweder eine wasserdichte Kamera oder aber eine wasserdichte Hülle für den Apparat. Tücke Nummer 2: Um ein ruhiges Bild zu bekommen, kann man sich nicht immer einfach mal irgendwo abstützen, etwa wenn das zu fotografierende Objekt mitten in einem Korallenriff sitzt. Tücke Nummer 3: Das Wasser ändert Licht- und Farbverhältnisse, worauf man sich einstellen muss.

  • Unter Wasser

Wasser bringt für den Fotograf gleich mehrere Probleme mit sich: Nicht nur, dass das Wasser selbst seiner Kamera schaden kann, wenn man sich darin aufhält, es selbiges sogar noch im Nachhinein tun. Besonders Salzwasser ist hier zu nennen. Es kann auch Teile, die nicht mit ihm direkt in Kontakt kamen, zum Korrodieren bringen. Daher bedarf die Kameraausrüstung gerade nach Salzwassertauchgängen einer besonderen Pflege. Außerdem ist es wichtig, einen kleinen Beutel mit Trockensalz (Silica) während des Tauchgangs im Gehäuse zu haben. Das Trockensalz nimmt Feuchtigkeit auf, die durch Temperaturunterschiede entstehen kann (Kondenswasser). Der Beutel sollte regelmäßig gewechselt werden, da das Salz irgendwann “gesättigt” ist und keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann.

  • Mit ruhiger Hand fotografieren

Wie an Land auch wird ein Bild, das man nicht mit ruhiger Hand fotografiert, unscharf – es verwackelt. Und das ganz unabhängig davon, ob man Blende und Verschlusszeit selbst einstellt, oder die Einstellung der Kameraautomatik überlässt. Da es in manchen Fällen sogar notwendig sein kann, möglichst nah an ein Objekt heranzukommen, ohne damit zusammen zu stoßen, ist Tarierungskontrolle sehr wichtig. Und auch, damit die Umgebung beim Fotografieren durch den Fotografen keinen Schaden nimmt. Hier sollte man in “ungefährlichen” Umgebungen den Umgang mit der Kamera üben oder vielleicht auch einen Kurs belegen (wie z. B. “Peak Performance Buoyancy” von PADI).

  • Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten

Was die Optik betrifft, so sind es zwei Faktoren, die das Wasser beeinflusst. Zum einen filtert das Wasser das Licht, so dass mit zunehmender Tiefe die Farben verloren gehen, zum anderen befinden sich in natürlichen Gewässern zumeist Schwebeteilchen. Das Problem mit der Farbe fängt schon bei wenigen Metern an, rot geht als erstes verloren, so dass die anderen Farben überhand zu nehmen scheinen. Rote Muster zum Beispiel auf der Haut von Fischen erscheinen blass oder gar nicht mehr. Dem kann man nur durch eine eigene Lichtquelle, eine Unterwasserlampe oder einen Blitz, entgegen wirken. Doch dann bekommt man es mit den Schwebeteilchen zu tun, gerade im Licht von Blitzen leuchten diese kleinen Teilchen hell auf und sind auf dem Bild deutlich zu sehen. Außerdem irritieren sie den Autofokus der Kamera, wenn man zu weit vom zu fotografierenden Objekt weg ist.

  • Beherrscher der Technik

Zuletzt ist es noch wichtig, dass man die Technik der Fotoausrüstung beherrscht. An Land ist es weniger das Problem, hier kann man jederzeit im Handbuch nachsehen, wenn etwas unklar ist. Unter Wasser wird auch das Handbuch seinen Dienst versagen und sich in seine Bestandteile auflösen, mal ganz davon abgesehen, dass man häufiger mit Situationen konfrontiert ist, wo man einfach keine Zeit hat, irgendwas nachzuschlagen. Fische, die man selten zu sehen bekommt, bekommt man in den meisten Fällen deswegen so selten zu sehen, weil sie so scheu sind. Da heißt es: schnell sein! Ein kleiner Kniff, den Fotografen gerne mal verwenden, wenn sie in tieferen Gewässern ab etwa 18 bis 20 Meter fotografieren: Sie verwenden “Enriched Air” bzw Nitrox, weil der niedrigere Stickstoffgehalt den Kopf in diesen Tiefen klarer bleiben lässt. Allerdings muss man den Umgang mit der mit Sauerstoff angereicherten Luft in einem Spezialkurs lernen.

Die folgenden Artikel dieser Reihe behandeln die unterschiedliche Ausrüstung einschließlich Zubehör, die es für Unterwasser-Fotografen so gibt, und persönliche Erfahrungen. Dabei geht es nicht nur um Unterwasserausrüstung direkt, sondern auch um sonstiges nützliches Zubehör. Wenn Sie am rechten Rand auf “Kategorien” gehen, finden Sie alle Artikel zu dem Thema unter “Unterwasser-Fotografie“.

Am Jahresende – auf ein gutes neues Jahr 2010

Nüchtern betrachtet ist der 31. Dezember ein Datum wie jeder andere Tag auch. Da er aber dazu bestimmt ist, den Jahreswechsel anzuzeigen, hält man gerne mal inne und blickt zurück – und vielleicht auch nach vorne. Der Blick zurück fällt dabei etwas leichter. Gerade was die “Flat Flute Divers” betrifft, ist der Blick nach vorne allerdings etwas schwierig. Im vergangenen Jahr ist sehr viel passiert und die geneigten Leser haben es hier mit verfolgen können. Und im Moment zeichnet sich ab, dass es 2010 genauso – wenn nicht noch mehr – weitergehen wird.

Daher allen Lesern am heutigen Tag ein gelungenes Innehalten, damit wir uns alle gemeinsam in die Herausforderung von 2010 stürzen können.

Frohes neues Jahr!

Schnorcheln mit der Galatea, Thorstens Version

Nun sollten wir also auf eine Schnorcheltour gehen. Und bevor hier der falsche Eindruck entsteht: Es war ein sehr schöner Ausflug, gut organisiert mit netten Leuten und gutem Essen. Ich kann so eine Tour nur jedem empfehlen, der schnorchelt oder es mal probieren möchte (wenn Sie mal in El Gouna sind: das Schiff heißt “Galatea”, die Tour kann man sicherlich bei Ihrem Reiseführer buchen). Vor allen Dingen, da man so an Riffe kommt, die weiter von der Küste entfernt sind und es wirklich einiges zu sehen gibt. Unser Problem war, dass wir unter einem völlig neuen Eindruck standen. Wir hätten diese Tour besser vor unserem Tauchkurs machen sollen…

Wir wurden vom Hotel abgeholt, zum Hafen gebracht und gingen an Bord des Segelbootes. Plätze auf dem Deck, auf gepolsterten Unterlagen. Es war wirklich schön. Der Chef persönlich gab uns eine Einführung darüber, was wir zu beachten hatten, und er hatte einen Humor, der mir gefiel. Dann ging es los. Doch etwas war komisch. Annette und ich redeten schon wieder nicht. Teilweise hing das damit zusammen, dass wir einen phantastischen Blick über das Rote Meer hatten. Dass uns hier, auf dem Deck, der Wind direkt um die Nase blies. Segeln auf hoher See. Der andere Teil zumindest meines Schweigens war, dass ich immer noch an den Eindrücken vom Tauchkurs arbeitete. Und jetzt, genau auf diesem Ausflug, kamen wieder viele Gedanken in mir hoch. Vielleicht, weil es wieder ins Meer gehen sollte.

Wir steuerten ein Riff an und wurden mit dem Schlauchboot ausgesetzt. Dann umrundeten wir das Riff schnorchelnd. Wie schon bei unseren Tauchgängen gab es einiges zu sehen. Aber anders…

Korallen im Roten Meer

…wir hingen an der Wasseroberfläche rum und konnten nur ab und zu mal kurz runter, so lange eben der Atem reichte. Ich fotografierte drauflos, versuchte zu zoomen… und dann sah ich: Unter uns aber schwamm… ein Taucher. Jemand von der Besatzung des Segelbootes, der von uns Filmaufnahmen machte. Ja, der darf tauchen, und wir nicht. Komisches Gefühl. Abgelenkt wurde ich irgendwann, als ich merkte, dass Annette ziemlich weit draußen war. Ich rief ihr zu, dass sie doch ein Stück näher ans Riff kommen soll. Wir sollten das Riff umrunden wie gesagt, und so weit draußen würde sie natürlich eine weitere Strecke zu schwimmen haben als wir alle. Tatsächlich kam sie zurück – und übertrieb in die andere Richtung!

“Äh, Annette, Vorsicht, jetzt bist Du aber zu dicht am Riff!”

Rumpel! “Aua!”

Arrgh! Grad mach ich’s Maul zu!

Annette hatte bei ihrer Kollision mit dem Riff ein paar rote Striemen davon getragen. Was genau, konnte ich im Wasser nicht erkennen. Im Neoprenanzug wäre das nicht passiert.

Wir beendeten unseren Tauchg… Verdammt! Das war kein Tauchgang! Meine Gedanken schwirrten immer wieder ums Tauchen. Zurück auf dem Boot brauchte man mich nicht auffordern, die Ausrüstung mit Wasser aus einem Schlauch abzuspülen. War doch logisch! Ich mach sowas ja nicht zum ersten Mal.

Wir legten uns auf unsere Plätze und Annette sagte mir, dass ihr der Unterschenkel, wo sie mit dem Riff kollidiert war, immer noch weh täte. Ich sah mir das an und mein innerer Sherlock Holmes wurde wach. “Kombiniere!”, sagte er – obwohl, das ist eigentlich mehr Nick Knatterton – jedenfalls sagte er: “Kombiniere, das war kein gewöhnlicher Zusammenstoß mit einem Korallenriff.” Annettes Verletzung wies ein Muster auf, es waren Pusteln, die sich über den Unterschenkel verteilten. Sie bluteten auch nicht, die Haut war gerötet und gereizt und Annette meinte, es würde immer noch brennen. Dem Bild nach schloss ich, dass meine Tauchpartnerin Schnorchelpartnerin offenbar nicht mit dem Riff selbst, sondern mit einem Riffbewohner, einer Seeanemone Kontakt gehabt hatte. Das machte mir etwas Sorgen, aber Annette versicherte mir, dass es ihr sonst gut ginge.

Sie wechselte das Thema. Ob ich denn auch den Taucher gesehen hätte. Was für eine Frage! Aber ich merkte, dass da mehr dahinter steckte. Tatsächlich fragte sie mich dann, ob ich nicht neidisch gewesen wäre.  Ich seufzte. Doch, schon. Aber war das nicht verrückt? Wir hatten den Urlaub angetreten, um schwimmen und schnorcheln zu gehen – dann machen wir den Tauchkurs, und schon ist reicht schnorcheln nicht mehr? Das ließ mich etwas bedeckt halten. Doch nur Sekunden später merkte ich, dass ich das gar nicht hätte sein müssen, denn Annette sprach davon, zurück in Deutschland vielleicht doch weiter zu machen. Regelmäßige Trainingstauchgänge im Schwimmbad. Damit wir im nächsten Urlaub alles immer noch beherrschten und nicht ganz so blöd aussahen, wenn wir zum ersten Mal wieder ins Freiwasser gehen würden.

Auf dem Weg zum zweiten Tauchgebiet Schnorchelgebiet gab es Essen. Das brachte uns auf andere Gedanken, es waren einheimische Spezialitäten, die sehr gut waren. Ja, das war wirklich Urlaub. Und wir fanden tatsächlich auch ein paar andere Sachen, über die wir reden konnten. Schließlich erreichten wir das Zielgebiet, wo unser zweiter Tauchgang Schnorchelgang stattfinden sollte. Annette wollte nicht mehr mit. Sie hatte bedenken wegen ihrem Unterschenkel, außerdem war mittlerweile ein kalter Wind aufgekommen und so angenehm das Wasser war, so unangenehm würde es sicherlich hinterher sein, wieder rauszukommen. Und so ganz allein mitgehen? Nö. Ich blieb an Bord und verfolgte den Tauch Schnorchelgang vom Boot aus. Aber wir waren nicht die einzigen, neben uns blieben noch ein paar andere Passagiere.

An der Stelle, an der wir uns befanden, lagerten noch andere Schnorchel …nein, diesmal waren es wirklich Tauchboote. Ich hielt Ausschau, ob vielleicht das Boot von “unserer” Tauchbasis dabei war, aber ich zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dessen Name vergessen hatte. Nachdem bei uns alle wieder an Bord waren, ging es an den Heimweg. Wieder lagen wir schweigend nebeneinander, denn das Panorama, wenn man sich der Küste des Roten Meeres nähert, war faszinierend, vor allen Dingen, da hunderte von Kite-Surfern unterwegs waren. Als ich die sah, wurde ich an etwas erinnert, das Annette irgendwann, entweder vor unserem Urlaub oder während des Fluges nach Ägypten erwähnt hatte, nämlich dass sie das Kite-Surfen mal ausprobieren wollte. Das hatte sie gar nicht getan. Da wäre ich vermutlich nicht mitgekommen. Ich sah zu Annette, die auf ihrem Platz neben mir lag. Sie hatte ihre Sonnenbrille auf, von daher konnte ich nicht sehen, ob sie die Augen offen oder geschlossen hatte, aber ich fragte mich, was sie wohl dachte. Gerade im Bezug auf das Tauchen. Ihr schien es ja ähnlich zu gehen wie mir, aber wie ähnlich? Was genau dachte ich überhaupt? Oder was fühlte ich? Weitermachen mit dem Tauchen… das fand ich gut. Aber ich erinnerte mich schmerzlich daran, wie wir versucht hatten, uns nur zum Schwimmen zu verabreden und das nicht hingekriegt hatten. Und schwimmen war ja noch einfach. Tauchen, das würde bedeuten, wir müssten uns einen Lehrer organisieren, und Ausrüstung würden wir auch irgendwie leihen müssen. Und wo überhaupt würden wir die Schwimmbadtauchgänge machen können? Wir könnten ja nicht mal eben im Neoprenanzug ins nächste Erlebnisbad stiefeln. Große Hindernisse galt es zu überwinden und ich hatte die Befürchtung, dass wir das so einfach nicht hinkriegen würden. Ich merkte, wie ich melancholisch wurde. Und die Abendstimmung verstärkte das noch. Aber ich behielt es lieber für mich.

Abendstimmung am Roten Meer

Scuba Diver: Der Entschluss – Annettes Version

Ich hatte mich also entschlossen, nähere Informationen einzuholen.

Der Rest des Tages verlief ruhig. Wir kehrten zum Hotelzimmer zurück und machten uns fürs Abendessen fertig. In Ägypten gehen die Uhren anders – so auch unser Wecker im Zimmer. Je länger wir da waren, desto schneller lief er. Und so kam es, dass wir versehentlich zu früh zum Abendessen erschienen – der Raum war noch nicht geöffnet.

Vor dem Raum ist die große Eingangshalle mit Sesseln und Sofas. Ich nahm mit  Thorsten hier Platz und wir warteten. Mein Blick schweifte durch die Halle – ah ja. Da war ja der Taucherstand. Ich ging hin und holte mir einen Infozettel.

Ich las ihn. Hmmm… “Discover Scuba Diving” stand da. Ein Kurs ohne Brevet – kam nicht in Frage. Wenn schon denn schon. Ich las weiter. Scuba Diver… OWD… AOWD. Leicht irritiert starrte ich den Zettel an. Preise standen da, und wieviel Unterricht man hatte, aber wo lag der Unterschied? Ich fragte Thorsten. Der aber konnte mir auch nicht weiterhelfen – wie auch. Ich wog die Lage ab. Konnte ich es riskieren, unverbindlich am Desk nachzufragen? Ich warf einen Blick hinüber. Inzwischen saß dort ein sympathischer blonder großer junger Mann. Ich überlegte. Wenn man einmal fragt, dann wird man doch regelrecht verfolgt von solchen Typen, dachte ich. Ach, was sollte es. Im schlimmsten Falle würde ich eine Woche verfolgt, dann reisten wir eh ab.

“Weißt du was?”, sagte ich zu Thorsten. “Ich frag einfach mal nach.” Er nickte. Wild entschlossen nahm ich den jungen Mann ins Visier  und steuerte zielstrebig das Desk an. Der junge Mann lächelte mich freundlich an. Ich fragte nach, er erklärte mir (auf Englisch), dass der Scuba Diver sowas wie ein “beschränkter” Tauchschein sei. Man dürfe dann in Zukunft nur mit einem Lehrer tauchen, nicht alleine.

Aha.

Ok, dachte ich. Das ist doch genau das Richtige. Ich verabschiedete mich und lief Richtung Thorsten zurück. Auf dem Weg drehte ich mich um und sah, wie der junge Mann hinter mir her lief. Wußte ichs doch! Kaum spricht man so einen an, schon verfolgen sie einen! Ich beschleunigte meinen Schritt, stolperte aber leider über die Teppichkante des Hotelteppichs und legte mich fast auf die Nase. Hektisch stand ich wieder auf, inziwschen hatte mich der nette Herr natürlich eingeholt. Ob es daran lag, dass ich schon so entschlussfreudig aussah… ich weiß es nicht. Jedenfalls erklärte er uns jetzt in aller Auführlichkeit die Unterschiede. Der Scuba Diver sei auf 12 Meter Tiefe begrenzt. Und man darf noch nicht alleine tauchen. Und man kann darauf aufbauen. Interessiert hörten wir zu.

Nachdem sich der junge Mann verabschiedet hatte, starrte ich Thorsten an. Irgendetwas schien in ihm zu arbeiten, aber ich konnte nicht sagen, was. Ich hatte mich jedenfalls entschieden. 12 Meter, dachte ich. Pf! Das ist doch gar nix. Und Wracks, die liegen ja wohl kaum in 12 Meter Tiefe. Ein Ruderboot vielleicht, ja, aber doch kein Schiff. Geradezu lächerlich! Da müsste das Schiff ja geradezu aus dem Wasser noch herausgucken! Das wird sicher richtig nett, dachte ich. So ein hübsches Riff, bunt und farbenprächtig, dazu schöne Fische, DAS würde mich in 12 Meter Tiefe erwarten. Hier möchte ich doch nochmals erinnern, dass ich mich bis dato noch nie mit der Unterwasserwelt oder dem Tauchen beschäftigt hatte! 🙂

“Ich mach den Scuba Diver”, sagte ich zu Thorsten. Aus irgendeinem Grund sah er missmutig aus. “Machst du mit?”, fragte ich. Thorsten brummte vor sich hin, aber ein “ja” oder “nein” bekam ich nicht zu hören. Lag es am Geld? Schließlich sind die Kurse teuer, und das war eigentlich im Budget nicht geplant. Fehlte ihm der Mut? Es lag an keinem von beiden. Ich hatte den Eindruck, dass er nur noch einen kleinen Schubs brauchte. Irgendetwas schien in ihm ja zu sagen, aber es kam noch nicht durch.

“Wenn du nicht willst, dann ist es nicht schlimm, vorausgesetzt du kannst mich zwei Tage entbehren”, versuchte ich es aus ihm rauszulocken. ” Daran liegt es nicht”, erwiderte er. Hm… er wollte also!

“Thorsten, man lebt nur einmal”, sagte ich ihm. ” Wenn du das genauso willst wie ich, dann mach es doch einfach. Was sollte dich denn daran hindern?” Das war wohl das Zauberwort. Er willigte ein.

Aufgeregt rannten wir zum Desk und wollten uns gleich anmelden. Der blonde junge Mann lächelte über so viel Eifer und sagte uns, dass wir am nächsten Tag zur Tauchschule gehen sollten um uns dort anzumelden. Meine Güte waren wir aufgeregt!

Am nächsten Morgen überdachten wir alles nochmal, aber wir waren nicht mehr davon abzubringen. Wir schlangen das Frühstück hinunter und gingen sofort zur Tauchschule. Dort nahm uns der Chef in Empfang. Wir füllten die Anmeldungen aus, erhielten Lehrbücher und wurden vor einen Fernseher gesetzt. Huch? Auf Englisch lief ein Lehrfilm über das Tauchen. Ich war leicht erstaunt? Sollte das etwa die Theorie sein? Sie war es. Gute zwei Stunden saßen wir vor der Glotze. Nachdem wir fertig waren, erklärte uns der Basisleiter, dass wir um halb eins wieder da sein sollten, da wir dann unsere Tauchlehrerin treffen würden und wir würden eingekleidet. Alles klar. Wir gingen zum Zimmer zurück, heftig am diskutieren über das Gesehene und über das, was folgen würde.

Im Zimmer angegekommen blätterten wir ein bisschen im Buch (Bilder!!), denn wir hatten nur noch 20 Minuten Zeit. Schließlich packten wir zusammen und gingen zur Tauchschule zurück.

Scuba Diver: Der Entschluss – Thorstens Version

Meine Bedenken zum Tauchen waren im Lauf der Zeit zu einer stattlichen Sammlung angewachsen. Nicht ungefährlich, klar. Besonders am Bodensee. Kaltes Wasser. Das Anschaffen der Ausrüstung verschlang ein Vermögen.

Dann jedoch kam der Moment, in dem das alles herausgefordert wurde. Eines Abends in der Haupthalle unseres Hotels saßen wir da und warteten, dass das Abendessen-Buffet eröffnet werden würde. Es arbeitete in Annette, das konnte ich sehr deutlich merken, wusste aber nicht genau, wieso. In der Hotelhalle, genau vor dem Buffet-Restaurant, stand eine Reihe von Tischen. An einem konnte man eine Immobilie in El Gouna käuflich erwerben, an einem anderen hatte die Tauchbasis des Hotels ihr Lager aufgeschlagen und versuchte, Ausflüge und Kurse an den Mann (und die Frau) zu bringen. Annette hatte sich ein Prospekt von der Tauchbasis geholt und studierte es. Plötzlich drehte sie sich zu mir um.

“Wolltest Du nicht auch schon immer mal tauchen lernen?”

Was bitte? Bevor ich meinen Katalog mit allen möglichen Bedenken auspacken konnte, fragte sie mich, ob ich wüsste, was bei den ganzen Tauchscheinen, die man machen kann, denn der Unterschied sei. Ja nun, äh… keine Ahnung. Ich hatte mich mit dem Thema zwar beschäftigt, aber so tief war ich in die Materie dann doch nicht eingedrungen. Annette jedoch wollte sich erkundigen und ging herüber zum Tisch der Tauchbasis, um mal nachzufragen. Ich war etwas verwirrt. Worauf lief das jetzt raus? Von schwimmen war die Rede gewesen vor unserem Urlaub, vom Schnorcheln… was sollte das werden? Annette kam kurz darauf zurück und hatte – offenbar unfreiwillig – einen Typ von der Tauchbasis im Schlepptau. Nachdem sie über eine Teppichkante gestolpert war, schaffte er es auch, sie einzuholen. Dann erklärte er uns, was genau der Tauchschein “Scuba Diver” beinhaltete: Tauchgänge sind beschränkt auf eine Tiefe von 12 Metern und nur in Begleitung eines “Professional”, sprich: eines Tauchlehrers. Schön, jetzt wissen wir das ja. Und jetzt geh sch…

Hallo!

Was? Wer spricht da?

Hier spricht Dein Tatendrang. Wenn Du so fasziniert vom Tauchen bist, warum probierst Du es nicht mal? Jetzt hast Du die Chance dazu.

“Ich mach den Scuba Diver!”, verkündete Annette in dem Moment. “Machst Du mit?”

Na siehst Du. Und schon hättest Du die passende Partnerin dazu.

Was mich in dem Moment noch zögern ließ, verstand ich erst später vollständig. Mein ganzes Leben lang hatte ich mich auf eine bequeme Position zurückgezogen, was das Tauchen betraf. Immer hatte ich Gründe in den Vordergrund geschoben, warum es besser war, das nicht anzufangen. Gefahr, Kälte, Geld… Aber so? Hier in Ägypten könnte man es wenigstens mal soweit ausprobieren, dass man wirklich sagen konnte, ob es etwas für einen war oder nicht. Aber wie es so ist, der Rückzug auf die bequeme Position war eine alte Gewohnheit, und mit alten Gewohnheiten bricht man nicht so leicht. Auch wenn man spürt, dass eigentlich nur etwas Gutes dabei herauskommen kann. Man möchte den “sicheren Hafen” lieber nicht verlassen. Annette merkte das und bohrte nach. Dabei konnte ich ihr zu dem Zeitpunkt nicht mal genau sagen, was mich zögern ließ. Mir fehlte der Einblick.

Komm schon, hör auf Deinen Tatendrang!

Was ist mit meinen Bedenken?

Oh, das ist kein Problem. Courage und ich, wir haben die Bedenken überwältigt, gefesselt und geknebelt. Die melden sich so schnell nicht wieder.

“Thorsten, man lebt nur einmal”, hörte ich Annette in dem Moment sagen. “Wenn du das genauso willst wie ich, dann mach es doch einfach. Was sollte dich denn daran hindern?” Und sie streckte mir die Hand hin. Das war ein Wort. Ich nahm sie an und wir sprangen auf, um uns am Tisch der Tauchbasis für den Kurs anzumelden. Der junge Mann rechnete im Kopf durch. Wir sollten am nächsten Tag zur Tauchbasis selbst gehen und uns anmelden. Einen Tag später würde der Kurs selbst losgehen.

Wollte man unseren Zustand beschreiben, so ist “elektrisiert” sicherlich das richtige Wort. Tatsächlich blieben meine Bedenken stumm. Wir überlegten uns, ob wir wohl die Schweizerin als Lehrerin bekommen würden und stellten fest, dass wir schon wieder die gleichen Gedanken gehabt hatten – die hatte eine angenehme, ruhige Art an sich, da wäre das sicherlich kein Problem für uns. Doch erstmal stand die Theorie an. Und die kam schneller, als wir gedacht hatten. Am nächsten Tag gingen wir gleich nach dem Frühstück zur Tauchbasis, kämpften uns durch die Anmeldeformulare, bevor es hieß: “And now theory!” Damit begann alles einen Tag früher als wir gedacht hatten.

Tatsächlich hatte das was von Schule, als man uns die Lehrfilme über das Tauchen vorführte, insgesamt über zwei Stunden. Erfreulich für mich war, dass das meiste in der Theorie eigentlich Wiederholung dessen war, das ich schon gelernt hatte im Zusammenhang mit Tauchnotfällen, gerade was physikalische Vorgänge betraf. Da Annette und ich beide aus dem medizinischen Sektor kommen, sind uns gewisse Dinge sowieso eher vertraut. Dummerweise eben gerade die Negativen, aber dazu kommen wir noch.

Ausgerüstet mit dem Lehrbuch für den Kurs kehrten wir in unseren Bungalow zurück und fingen an, das gesehene zu verarbeiten, soweit uns das möglich war. Die Sache ist nun mal die, dass man das Tauchen nicht nur mit Theorie lernen kann. Man muss sich auch gewisse Fertigkeiten aneignen. Und der erste Pool-Tauchgang sollte schon an gleichen Nachmittag stattfinden. Dazu sollten wir etwas früher zur Tauchbasis zurückkehren, denn wir mussten noch die richtige Ausrüstung finden, Neopren-Anzug, Tarier-Jacket… all sowas.

Beim Nachlesen im Buch fielen mir besonders wiederum ein paar negative Dinge auf. Stichworte wie “Luftembolie”, “Lungenriss” oder “Barotrauma”. Und auf einmal hörte ich eine leise Stimme in meinem Hinterkopf.

Worauf hast Du Dich da eingelassen?

Oh, hallo Bedenken. Habt Ihr Euch befreien können?

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